Die beste Nudelsuppe der Welt
Bevor ich nach Thailand flog, gab man mir in einer Reiseklinik zwei Ratschläge: immer und überall Insektenspray zu benutzen und nie an einer Garküche zu essen. Ansonsten würde ich mit Typhus im Spital landen. Den ersten Tipp befolge ich meistens, den zweiten ignoriere ich geflissentlich. Denn thailändisches Street Food war einer der Hauptgründe für meine Reise ins Land des Lächelns. Und ein Gericht hat es mir besonders angetan: Nordthailands famose Nudelsuppe Khao Soi, eine reichhaltige, cremige Bouillon aus roter Currypaste und Kokosmilch mit einer ausgeprägten Würze von Limettensaft und Fischsauce. Darin «schwimmen» gekochtes Fleisch – meist Huhn oder Schwein – und die charakteristischen sattgelben Eiernudeln. Obendrauf balancieren ein Haufen knusprig gebratener Nudeln, gehackte Frühlingszwiebeln, Koriander, eingelegtes Senfgemüse und eine halbe Limette. Ein kleines Kunstwerk.
Foto: Travel Magazin
Khao Soi soll von chinesisch-muslimischen Händlern aus Yunnan, China, stammen, die Burma passierten und über die Handelsroute des Goldenen Dreiecks in Nordthailand landeten. Und so ist das charmante Chiang Mai heute Khao-Soi- Hauptstadt der Welt. Und mein ganz persönliches Food-Paradies! Am besten schlürft man die Nudelsuppe an einer der vielen Garküchen, welche die Strassen in Chiang Mai säumen, oder an einem Nachtmarkt in Nordthailand. Zugegeben: Thailands Garküchen und Strassenbrutzeleien sehen für europäische Augen alles andere als hygienisch aus. In den 20 Jahren, in denen ich in der Lebensmittelindustrie arbeitete, hatte ich meine Augen darauf trainiert, andere Küchen nach ihrer Sauberkeit zu beurteilen. Mitarbeiter in Flip-Flops, welche die Katzen mit Essensresten füttern, oder ein Koch, der mit Geld hantiert und dann gleich danach das Essen anrichtet? Undenkbar! Keine Sorge: Die Menschen hier wissen, was sie tun, Kochen ist ihre Lebensgrundlage. Und das Essen auf der Strasse ist ein Fest für die Geschmacksknospen. Auch in Chiang Mai gibt es von Michelin empfohlene Restaurants, aber ein Nachtmarkt ist ein sinnliches (Essens-)Erlebnis der Superlative: Menschen sitzen auf gemeinsamen Picknickmatten, bunte Laternen baumeln in den Bäumen, Musiker wetteifern mit dem abendlichen Gesang der Mönche und Myriaden von unterschiedlichen Gerüchen schweben durch die Luft. Und ich mittendrin mit einer dampfenden Schüssel Khao Soi. Himmlisch!