Unsere Reise führt uns von Leon nach Bilbao mit seinem futuristischen Guggenheim-Museum, zum Badeort Santander und hinauf zum Nationalpark «Picos de Europa», dem malerischsten Teil des kantabrischen Gebirges. Ein Highlight ist der Besuch der Höhlen von Altamira, der «Sixtinischen Kapelle der Eiszeit». Dort haben vor 15 000 Jahren Urspanier Büffel, Hirsche und Pferde an die Höhlenwand gemalt. Überhaupt ist Nordspanien vollgepackt mit Geschichte. Seit über 1000 Jahren ziehen hier Pilger aus ganz Europa auf dem Jakobsweg Richtung Santiago de Compostela, wo die Gebeinde des Heiligen Jakobus liegen sollen, und haben ihre Spuren hinterlassen: reiche Klöster, Tempelritter-Komtureien und gotische Kirchen mit bedeutenden Reliquien. Die Region eignet sich also nicht nur für Geniesser, sondern besonders auch für Kulturinteressierte – und für Sonnenanbeter, die im Sommer kühleres Badewetter bevorzugen.
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Vielleicht liegt es an dem permanenten Durchzug von Fremden, dass man sich hier ganz besonders seiner Eigenheiten (und eigenen Sprachen!) Bewusst ist. Viele Menschen im Baskenland, und in den keltischen Regionen Kantabrien, Asturien und Galicien träumen von der Unabhängigkeit von Spanien.
«Wir sind keine Spanier», ruft Barkeeper Guillermo in einer urchigen Beiz in der mittelalterlichen Altstadt von Santiago, wo unsere Reise endet. «Wir haben ganz andere Gene!»
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Für den Besucher bedeutet das: Das klischeehafte Spanienbild mit Flamenco-Tänzern und weissgetünchten Häusern aus Andalusien findet sich im Norden nicht. Die Kultur hier findet Anklänge in der Bretagne, in Irland oder Schottland. Das spürt man besonders in der Musik. Fester Bestandteil der Bands, die abends durch Santiagos Kneipen ziehen, ist eine Gaita – ein Dudelsack, der mit Geige und Trommel kombiniert wird.
Zum Abschluss der Reise spendiert uns José eine Queimada, den legendären galicischen Hexentrank. Angeblich geht der flambierte Punsch aus Traubenschnaps, Zucker und Zitronen auf keltische Zeiten zurück, als Druiden und Zauberfrauen durch die Lande zogen. Beim Quäken des Dudelsacks rezitiert Guillermo die rituelle Beschwörungsformel: «Wenn dieser Trank durch unsere Kehlen fliesst, wird er uns befreien von allem Bösen und aller Hexerei.»
Und, so hoffen wir, von all den Kalorien, die es sich nach dieser Woche an unseren Bäuchen gemütlich gemacht haben.