Bei den Reiseveranstaltern herrscht Partystimmung: Das Reisejahr 2023 war das beste Jahr seit Langem. Nicht nur konnte das Vor-Corona-Niveau erreicht werden, viele Destinationen sprengten sogar alle bekannten Besucherrekorde – insbesondere die Mittelmeerregion avancierte zum Gewinner des Reisebooms. Und die Aussichten für das vorliegende Jahr könnten kaum besser sein. «Die bisherigen Buchungseingänge für das Jahr 2024 sind sehr erfreulich und liegen rund 20 Prozent im Plus. Die Anzahl Gäste entwickelt sich ebenso überproportional gut. Das gibt uns viel Zuversicht für ein erfolgreiches Jahr 2024», so CEO Stephanie Schulze zur Wiesch von DER Touristik Suisse, zu der Marken wie Kuoni und Helvetic Tours zählen. Auch bei den weiteren grossen Schweizer Reiseveranstaltern (Hotelplan Suisse, TUI Suisse und Knecht Reisen) hört man derzeit ähnliche Zahlen.
Und sass das Reise-Portemonnaie bei Frau und Herrn Schweizer schon im letzten Jahr trotz weltweiter Krisen und Rezession recht locker, so wird 2024 das Ferienbudget noch weiter aufgestockt. «Der aktuelle Buchungsstand deutet darauf hin, dass die Reisebudgets teilweise noch grosszügiger anberaumt sind, als dies 2023 der Fall war. Für zahlreiche Kundinnen und Kunden darf es durchaus ‹etwas mehr sein›», so Matthias Reimann, Mediensprecher der Knecht Reisen AG. Und Philipp von Czapiewski, CEO von TUI Suisse, ergänzt: «Schweizer Reisende sind bereit, durchschnittlich 10 bis 20 Prozent mehr Geld für ihre Ferien auszugeben und sich beispielsweise eine höhere Hotelkategorie oder einen längeren Ferienaufenthalt zu gönnen.»
Kurzum: Trotz Krisen und den Unkenrufen, die Coronapandemie würde die Reiseindustrie langfristig ändern, hat sich das Reiseverhalten normalisiert. Sehr zur Freude der Reiseveranstalter betrifft das auch den Buchungszeitraum. Gingen während der Pandemie Buchungen sehr kurzfristig ein, so liegt die Vorlaufzeit mittlerweile wieder bei 90 bis 120 Tagen. Frühbuchen liegt also wieder im Trend. Die von uns befragten Reiseveranstalter haben auch 2024 einige Neuerungen aufgelegt, um beispielsweise auf den verstärkten Wunsch der Reisenden nach Individualität, Bahnreisen oder authentischen Erlebnissen einzugehen (siehe auch Spalte rechts). Eine weitere Neuerung krempelt die Reisebranche derzeit im Hintergrund um, ohne dass es den Kunden sofort auffällt: die künstliche Intelligenz. Mit dem Launch von ChatGPT und Co. experimentiert die Reisebranche mit KI-Anwendungen, um den Service für die Kunden zu verbessern. Nicole Pfammatter, CEO von Hotelplan Suisse: «Wir haben zum Beispiel erst kürzlich ein digitales Offertenwesen für unsere Direktkunden implementiert. Dieses basiert auf KI und ermöglicht es uns, unseren Kundinnen und Kunden in kürzester Zeit auf deren Bedürfnisse zugeschnittene, vollautomatisierte Ferienvorschläge zukommen zu lassen.»
Auch TUI Suisse, Knecht Reisen und DER Touristik Suisse experimentieren mit der künstlichen Intelligenz. Wie sich dadurch die Reisegestaltung verändern wird, mag zu diesem Zeitpunkt noch niemand vorausahnen. Es bleibt also weiterhin spannend.