Warum ist Ostern reif für die Insel?
Die Osterinsel in der Südsee zählt zu den mystischen Orten der Welt. Aber was hat der abgelegene Fleck mit Ostern zu tun?
Wo treibt sich wohl der Osterhase die restlichen 364 Tage im Jahr herum (seine Arbeit ist ja schliesslich an einem Tag erledigt)? Die Osterinsel wäre eine gute Wahl, denn die nächsten Nachbarn sind 2000 Kilometer entfernt – da hat er seine Ruhe. Und schön tropisch warm ist es zudem.
Doch mit dem eierbringenden Mümmelmann hat die Osterinsel freilich nichts zu tun, mit dem Osterfest allerdings schon. Der Name geht auf den niederländischen Entdecker Jakob Roggeveen (1659 – 1729) zurück, der die Insel am 5. April 1722 entdeckte – Ostersonntag! Er nannte das Eiland im altniederländischen Dialekt Paasch-Eyland: die Osterinsel. Auch den offiziellen spanischen Namen (die Insel gehört seit 1888 zu Chile) Isla de Pascua ist eine Übersetzung aus dem Niederländischen.
Die Entdeckung war wie so oft ein Zufall. Roggeveen war auf der Suche nach einer Insel mit Namen «Davis Land», auf der grosse Goldvorkommen vermutet wurden. Später stellte sie sich als Fiktion heraus. Doch anstatt Gold fand der Schatzsucher einige der geheimnisvollsten Skulpturen der Menschheit: die Moai, die überdimensionalen Steinfiguren, die wie Che Guevara auf seinem berührten Foto in die Ferne blicken.
Auch Jahre intensiver Forschung konnte das Geheimnis der Steinmännchen nicht zur Gänze entschlüsseln. Zwar weiss man, wie die Ureinwohner die Skulpturen aus dem Stein gemeisselt haben, warum sie jedoch aufgestellt wurden, ist immer noch ein Rätsel. Sehr wahrscheinlich stellen sie geachtete Häuptlinge und Ahnen dar. Zu Zeit der Entdeckung wurden die Skulpturen anscheinend angebetet, wie ein Bericht aus der Zeit verdeutlicht:
«Nach meiner Feststellung verliessen sie sich völlig auf ihre Götzenbilder, die all da am Strande in grosser Menge aufgerichtet standen. Sie fielen davor nieder und beteten sie an. Diese Götzenbilder waren sämtlich aus Stein gehauen, in der Form eines Menschen, mit langen Ohren …»
Auch der berühmte Weltumsegler James Cook (1728 – 1779) besuchte 1774 auf seiner zweiten Südseereise die Insel, konnte ihr aber nichts abgewinnen: «Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben, zumal es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses».
So kann man sich täuschen: Heutzutage strömen etwa 100 000 Touristen im Jahr auf das Eiland, um die berühmten Moai zu sehen – und vielleicht sucht ja doch der ein oder andere (heimlich) den Osterhasen.