«Keine Sorge, ihr erkennt mich schon. So einen Truck gibts hier nicht nochmal.» Stimmt: Zwischen den Campern von Weinstein, Hymer und Co. (Wir treffen Roland Hemmi zum ersten Mal auf der Raststätte Heidiland) sticht das Expeditionsmobil heraus wie ein Eisbrecher unter Segelbooten: der MAN mit Wohnkabine ist riesig. «Das ist ein Achtzehntonner», so Hemmi. «Wenn ich etwas mache, dann richtig.»
Für Hemmis Touren käme alles «Kleinere» schnell an seine Grenzen. Denn der Naturfotograf schliesst seine Bilder in den abgelegenen Ecken Alaskas, Kanadas und Islands. «Ich muss dort sein, wo es passiert. Ich muss es erleben, ich muss drin sein, dann kann ich meine Bilder machen», so der Fotograf, der Preise bei einigen der renommiertesten Wettbewerben gewonnen hat. «In Alaska beispielsweise war ich dort, wo die Bären direkt neben meinen Schlafplatz die Lachse jagen.» Und für solche spektakulären Naturfotos braucht es vor allem eines: Geduld. Manchmal wartet Hemmi wochenlang auf das perfekte Foto – und das bei eisigen Temperaturen. Dementsprechend hat der Foto-Abenteurer sein Expeditionsmobil konzipiert.
Foto: Roland Hemmi
«Das Auto muss top Off-Road-tauglich sein, weil ich halt die letzten paar Kilometer noch machen will, die man sonst nicht macht. Ich habe die Kabine so ausgelegt, dass ich einen Monat bei minus 40 Grad autark sein kann» – und all das mit dem nötigen Komfort. «Ganz klar: Ich brauche eine Dusche, ein richtiges WC, Heisswasser, richtige Heizung, eine Fussbodenheizung.» Und für das Ambiente hat der ursprünglich Zimmermann die Kabine mit Arvenholz ausgekleidet. «Arvenholz ist Heimat», schwärmt der Engadiner. «Aber das Holz hat noch eine weitere Funktion: Es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt einen angenehmen Duft ab. Damit schlafe ich besser.»
Unter der ansprechenden Oberfläche verbirgt sich freilich eine ausgeklügelte Technik: ein 700 Ah Lithium Akku, eine 10 kW Diesel-Elektro-Heizung, 500 Liter Trinkwassertank, 350 Liter Abwassertank, Solarpanels, um nur einiges zu nennen (siehe Box). Solche Fahrzeuge kann man freilich nicht «fix und fertig von der Stange kaufen». Als Hemmi auf die Suche nach dem passenden Fahrzeug ging, war dem Perfektionisten schnell klar: «Das, was ich mir vorstelle, gibt es nicht. Denn auf den Highways in Alaska würde sich beispielsweise ein normal gebautes Wohnmobil in einem halben Jahr kaputtschütteln.» Darum hat sich der Fotograf mit dem Faible für unwirkliche Landschaften für einen neuen MAN TGM 18.320 4×4 entschieden («Da habe ich 5 Jahre Garantie»), auf die er eine leere Wohnbox von «Box Manufaktur» montiert und in anderthalb Jahren selbst ausgebaut hat. Inklusive Elektrik, Wassersysteme, Pumpen.
Foto: Roland Hemmi
Den ersten Test hat der Expeditions-Camper schon bestanden: 1000 Kilometer Off Road durch die Wüste Marokkos – ein (erster) Grund zum Stolz sein. «Ich bin insofern stolz, dass alles funktioniert hat. Und: Mir gefällt mein neues Spielzeug». An Stillstand denkt Hemmi nun aber nicht: «Ich will gar nicht fertig werden, ich will die gesamte Technik nach jedem Trip immer weiter optimieren».