Aussergewöhnliche Herbsttraditionen
Überall auf der Welt gibt es Feste im Herbst, um sich für das Jahr zu bedanken, das Leben zu feiern und Zeit mit den Liebsten zu verbringen. Wir haben besondere Herbsttraditionen herausgesucht.
Das Lichterfest Diwali ist ein wichtiges religiöses Fest, das von Hindus, Jains, Sikhs und einigen Buddhisten in Indien und anderen Ländern weltweit gefeiert wird. Die gesellschaftliche Bedeutung kommt etwa der von Weihnachten für Christen gleich. Diwali findet im Herbst statt, dem hinduistischen Mondmonat Kartika (Ende Oktober/ Anfang November). Damit überschneiden sich die Daten ungefähr mit dem in westlichen Ländern Verbreiteten Totensonntag und Halloween. Auch an Diwali geht es laut mancher Überlieferung um die Seelen der Verstorbenen. Die Lichter dienen ihnen als Wegweiser ins Nirwana. Viele zünden Laternen an und lassen sie in den Himmel steigen. Auch die Häuser werden beleuchtet damit Lakshmi, die Göttin des Wohlstands, das Haus und seine Bewohner für das kommende Jahr segnet. Auch andere hinduistische Gottheiten werden an Diwali aus unterschiedlichen Gründen verehrt. Je nach Region wird Diwali unterschiedlich gefeiert. Der Grundgedanke dabei ist der Triumph des Guten über das Böse und der Sieg des Lichts über die Dunkelheit.
Der «Dia de Los Muertos» (Deutsch: Tag der Toten) ist ein weltbekannter mexikanischer Feiertag am 1. und 2. November, im Gedenken an die verstorbenen Angehörigen. Die lebensbejahenden Feierlichkeiten können sich über drei Tage ausdehnen (ab 31. Oktober). Ihre Wurzeln hat die Tradition unter anderem in der aztekischen Kultur. Sie wird aber auch mit den katholischen Feiern zu Allerheiligen und Allerseelen vermischt. Am Dia de los Muertos geht es um den Tod und seinen direkten Zusammenhang mit der Kostbarkeit des Lebens. Dieser Gegensatz wird durch die Mischung aus grellen Farben und makabren Masken und Kostümen dargestellt. Viele Menschen tragen Masken oder Make-up mit Totenköpfen, gleichzeitig finden lebhafte Partys und Paraden statt. Die Dekoration zum Tag der Toten ist ein echtes Highlight: Die Strassen Mexikos sind gefüllt mit farbenfrohen Blumen, wehenden Fahnen, mexikanischem Street-Food und viel Musik. Viele Familien errichten im Haus einen Altar (Ofrenda), um ihre verstorbenen Angehörigen unter den Lebenden als Besucher willkommen zu heissen. Hier werden die Lieblingsspeisen und -getränke der Verstorbenen, sowie Blumen, Kerzen und Kleidungsstücke aufgestellt, um ihr Leben zu feiern. Auch die Gräber werden geschmückt und die Friedhöfe erwachen zum Leben, sodass die Toten auch wieder den Weg zurückfinden. Das Fest findet nicht allein in Mexiko, sondern in ganz Lateinamerika statt, wo der Tag häufig «Dia de Los Fieles Difuntos» (Allerseelen) genannt wird.
Japan ist für seine vielfältigen Traditionen bekannt und auch im Herbst (am 15. November) wird ein besonderer Event gefeiert: Das Shichi-Go-San Festival. Übersetzt heisst der Name «Sieben-Fünf-Drei» und steht für die Kindesalter, die gefeiert werden. Der traditionelle «Gala-Tag» erinnert an eine katholische Erstkommunion. Bei dem japanischen Fest geht es um die dreijährigen Jungen und Mädchen, sowie Jungs im Alter von fünf und Mädchen im Alter von sieben Jahren – die Zahlen 7-5-3 gelten in Japan als Glücksbringer. Beim Shichi-Go-San feiern die Familien die besonderen Lebensabschnitte auch mit einem Gebet an den Shinto-Schreinen. Der Shintoismus ist nach dem Buddhismus die zweitgrösste Religion Japans. Beim Shichi-Go-San kann auch eine Weihe (harae) mit einem Priester stattfinden. Auch das Essen kommt beim japanischen 7-5-3 nicht zu kurz. Eine besondere Süssigkeit sind die tausendjährigen Bonbons (Japanisch: Chitose Ame). Sie sind rot und weiss, symbolisch für Dauerhaftigkeit und Gesundheit. Die Bilder von einer Schildkröte oder einem Kranich auf dem Bonbonpapier stehen zudem für ein langes Leben. Ein wichtiger Aspekt im Shintoismus.
Jedes Jahr im November findet in Thailand das Loy Krathong Herbstfest statt. In anderen Teilen der Welt ist es als «Laternenfest» bekannt, bei dem schwimmende Lichter aufs Wasser gesetzt werden. Der Name bedeutet frei übersetzt: Schwimmende Flösse. Sie sind Gaben, um die Göttin des Wassers, Mae Khongkha, zu ehren und ihr zu danken. Zudem werden Laternen auch wie Ballone in den Himmel geschickt. Dies ist auch eine Geste des Loslassens der Sorgen aus dem letzten Jahr und ein Gebet für Glück in der Zukunft. Neben den Laternen sind auch Schönheitswettbewerbe, Musik und Feuerwerk Bestanteile des Festes. Sogar in Regierungsstellen und Unternehmen gibt es Wettbewerbe, um die am besten geschmückten Krathongs. Das Datum für das Lichterfest variiert jedes Jahr leicht, denn Loy Krathong findet bei Vollmond im 12. Monat des thailändischen Mondkalenders statt. Die Ursprünge hat das Loy Krathong Festival in der Region Sukhothai. Hier wird das Festival sehr traditionell gefeiert. In erster Linie gehören dazu die schwimmenden Bananenstauden. Die Laternen im Himmel kamen erst später dazu, insbesondere in Chiang Mai, wo am gleichen Tag das Yi Peng Lichter-Festival stattfindet.