Piemont – Christians Genusstipps
Wein, Trüffel und sonstige Leckereien: Das Piemont ist eine der genussfreudigsten Regionen Europas. Unser Reporter Christian war vor Ort und hat sich durchgeschlemmt.
Wein, Trüffel und sonstige Leckereien: Das Piemont ist eine der genussfreudigsten Regionen Europas. Unser Reporter Christian war vor Ort und hat sich durchgeschlemmt.
Wo es guten Wein gibt, ist gute Gastronomie nicht weit. Alleine in der Region Langhe, die nicht einmal so gross ist wie der Kanton Zürich, gibt es 18 Michelin-Sterne-Restaurants. Einer der ersten Sterneköche der Region ist Massimo Camia (60), der schon seit 20 Jahren einen Stern sein Eigen nennen darf. Sein Restaurant in einem Neubau in der Nähe des Weindorfs Barolo hat wenig Charme, was Camia allerdings auf die Teller zaubert, lässt die Umgebung vergessen. Im Gegensatz zu anderer Sterneküche, die oft auf extravagante Kreationen setzt, ist Camia der piemontesischen Küche verbunden. «Meine Gerichte sind sehr kräftig und geschmackvoll, so wie es hier Tradition ist», so der 60-Jährige. Bei unserem Besuch gab es unter anderem eine Eigenkreation Vitello Tonnato (Kalbfleisch mit Thunfischsauce) und Lammrippen auf dem heissen Stein. Das Menü ohne Wein gibt es ab 70 Euro.
Das Weingebiet Barolo zählt zu Italiens Top 3 und zu den besten und berühmtesten Rotweinregionen der Welt. Im Vergleich zu anderen Anbaugebieten ist das Barolo, das seine Bezeichnung von dem gleichnamigen Dorf erhält, recht klein: auf 1700 Hektare summieren sich die Rebflächen, die pro Jahr etwa 13 Millionen Flaschen Wein hergeben. Nur elf Dörfer dürfen Weine mit dem Label Barolo vertreiben.
Über die Geschichte des Barolo-Weins gibt es verschiedene Varianten. Am beliebtesten erzählt wird die Folgende: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Wein eine süsse, kaum bemerkenswerte Brühe. Daraufhin lud Camillo Benso, Graf von Cavour, ab 1861 der erste Ministerpräsident des vereinten Italiens, einen französischen Önologen auf sein Weingut im Barolo ein. Dieser führte französische Keltertechniken ein und veredelte dadurch die Barolo-Weine. Schnell wurde der Barolowein zum Lieblingsgetränk des Savoyer Königshauses, weshalb man sich mit dem Slogan «Wein der Könige und König der Weine» schmückte, den man noch heute gerne zitiert. Für das Keltern von Barolo-Weinen gelten seit anhin strengen Regeln. Es werden zu 100 Prozent Nebbiolotrauben verwendet, die mindestens 38 Monate gereift haben müssen (davon knapp zwei Jahre im Holzfass), bis der Wein verkauft werden darf. Barolo-Weine sind besonders lange haltbar und erlangen erst nach einigen Jahren ihre volle Blüte. Seit dem Jahr 2014 sind die Weinbaugebiete der Langhe zum Unesco-Welterbe erklärt worden.
Unser Tipp: Alle Weinproduzenten bieten Degustationen an, meist sogar ohne Anmeldung. Ein Tipp ist das kleine Weingut von Carlo Sobrero im Ort Castiglione Falletto, der 14 verschiedene Weine und Schnäpse herstellt.
Der kulinarische Reichtum einer Region zeigt sich auf den Bauernmärkten. Fast jedes Dorf hat seinen Wochenmarkt. Der grösste der Region finden jeden Samstag in der Stadt Alba statt. Hier wird zwar alles verkauft, was man zum Leben braucht, von der Unterhose bis zum neuen Schlüssel. Ein grosser Teil ist allerdings den Lebensmitteln vorenthalten. Auf dem Platz Elvio Pertinace unweit des Doms, werden nur regionale Produkte verkauft: Salami, Käse, Wein, Liköre und verschiedene Produkte aus Haselnüssen, die neben Wein das wichtigste Produkt der Region sind (der Nutellahersteller Ferrero hat in Alba seinen Sitz). Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch gibt es auf dem Platz Senatore Osvaldo Cagnasso.
Im kleinen Städtchen Canale, das von den Touristenströmen gern umgangen wird, betreibt Spitzenkoch Davide Palluda seine bekannte All‘Enoteca. Seit 21 Jahren sind seine Künste mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Auf den Teller kommt Raffiniertes, das allerdings nie die Verbindung zur soliden Küche des Piemont verliert (Das Degustationsmenü ohne Wine Paring liegt bei 90 Euro). Während das Ristorante elegant daherkommt, gehts in der Osteria locker zu und her. «Die Osteria ist unsere Jeans und T-Shirt Variante», heisst es auf der Homepage – ideal für einen kurzen Happen vom Spitzenkoch.
Unser Tipp: Bei Palludas Restaurant befindet sich zudem die Enothek der Region Roero, in der man Weine aller wichtigen Winzer findet.
Geniessen ohne Speisekarte: Kaum hat man einen Platz in der einfachen Trattoria im Örtchen Murazzano ergattert, wird schon das erste Antipasto serviert. Dann schlemmt man sich Gang um Gang in das Paradies der piemontesischen Küche. Und zum krönenden Abschluss noch einen hausgemachten Muscato – selig tritt man seinen Heimweg an. Das Örtchen Murazzano im Osten der Langhe ist ein typisches malerisches Piemontdörfchen, aber ohne herausragende Sehenswürdigkeit – die Trattoria da Lele (und die schöne Fahrt durch die hügelige Landschaft) lohnt aber definitiv einen Umweg.
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Das Traditionsgeschäft Tartufi Morra in Alba, das seit 1930 existiert, zählt zu den renommiertesten Läden für Trüffelprodukte in der Region. Hier findet sich alles, was das Herz der Trüffelliebhaber höher schlagen lässt: frische Trüffel, Trüffelöl, Pasta, Süssigkeiten und vieles mehr. Insbesondere den weissen Trüffel, der im Winter Saison hat, sollte man bei einem anerkannten Händler kaufen, denn es sind auch minderwertige oder gefälschte Trüffel im Umlauf.
Nebst privaten Enotheken besitzt fast jedes Wein-Dorf eine offizielle Verkaufsstelle für die Produzenten der Kommune. Hier geben die Mitarbeiter nicht nur bereitwillig ihr Wissen über die Weine weiter, die Preise liegen auch meist unter denen der privaten Anbieter. Eine gut bestückte Cantina besitzt das Dörfchen La Morra, in dem der grösste Teil des Barolo angebaut wird.
Unser Tipp: Eine schöne Cantina Comunale, die auch ein Ristorante betreibt, befindet sich auch in dem Dörfchen Castiglione Falletto. Auf dem beschatteten Dorfplatz kann man hier über die Landschaft blicken und Leckereien geniessen.
Und noch ein Wein-Tipp: Im romantischen Dörfchen Barbaresco, wo der gleichnamige Rotwein angebaut wird, findet sich die wohl schönste Vinothek der Region. In der ehemaligen barocken Kirche San Donato werden die Weine in himmlischm Ambiente angeboten – passend zu himmlischen piemontesischen Wein-Genüssen!
Der Barbaresco ist der zweite Spitzenwein aus der Region Langhe – auch wenn er international nicht ganz so berühmt ist wie der Barolo. Obwohl beide Weine aus der Nebbiolo-Traube gewonnen werden, gibt es in der Herstellung kleine Unterschiede. So muss ein Barolo mindestens 38 Monate reifen, davon mindestens 18 im Holzfass. Beim Barbaresco sind es 26 Monate mit 9 Monate Holzfass.
In der Region Roero wird erst seit etwa 40 Jahren der Weisswein Roero Arneis hergestellt. Einer der ersten war der Winzer Sergio Marchisio, in dessen modernem Weingut man die biologischen Weine degustieren und natürlich auch kaufen kann. Aus einem kurzen Besuch wird meist ein ganzer Nachmittag bei Wein, Salami und fröhlichen Geschichten. Adresse: Via Silvio Pellico 7, Castellinaldo
Einreise Alle Informationen bezüglich Reisen nach Italien findet man auf folgender Seite:
Hinkommen In den beschriebenen Regionen Langhe und Roero braucht man von Zürich mit einem Camper etwa sechs Stunden.
Informationen: Sobrerovini, Massimocamia, Davidepalluda, Marchisiofamily, Italia