Mini-Auszeit im Appenzellerland

Manchmal reicht die Zeit nicht, um für die Erholung auf die Balearen zu jetten oder mit dem Büssli durch Alaska zu touren. Wie wäre es da mit Mini-Camper-Ferien vor der Haustür? Langweilig? Im Gegenteil!

Mini-Auszeit im Appenzellerland

16 Kilometer – weiter ist es nicht bis in die Ferien. Von meiner Wohnung bis ins Appenzellerland. Zugegeben, zwei Nächte gehen kaum als Ferien durch, aber unsere Auszeit in einem Bonsai-Wohnwagen hat einen Erholungswert wie Sünnelen am Tropenstrand. Das liegt an der Ruhe hier auf dem Leimensteig oberhalb von Haslen AI. Und an der Aussicht auf den Alpstein, der sich bei unserem Besuch wie ein Landschaftsgemälde von Ferdinand Hodler präsentiert.

Und noch etwas trägt zum Relaxen bei: Für unser Camping-Abenteuer müssen wir keinen Finger krümmen, sondern können uns wie in einem Hotel ins gemachte Nest legen. Zu verdanken haben wir den Luxus Daniel Camen, Gründer der Wohnwagen-Erlebnisse «Insel auf Rädern». Die Spezialität des Outdoor-Enthusiasten, der nebenbei noch als Kletterlehrer arbeitet, sind ausgefallene Wohnanhänger, die man entweder für längere Campingferien mieten oder – wie in unserem Fall – fix und fertig beziehen kann. Derzeit bietet Daniel zwei Spots im Appenzellerland und einen am Bodensee an – alle mit einem «Out-of-the-World-Feeling». Ideal für alle, die keine Anhängerkupplung am Auto haben oder nicht auf traditionellen Campingplätzen übernachten wollen.

Ein Mini-Camper im Appenzellerland

Foto: TravelMagazin

Denn spätestens seit Corona boomen Ferien auf vier Rädern. Auch in diesem Jahr ist kein Ende des Trends in Sicht – mit dem Nachteil, dass viele Campingplätze in der Hauptsaison schon ausgebucht sind. Und auch das Wildcampen stösst in der Schweiz an seine Grenzen: Malerische Spots, an denen es geduldet wird, dass man  mit seinem Büssli vorbeikommt, sind oft überlaufen.

Daniels «Insel auf Rädern» ist da eine gute Alternative: Man campt mutterseelenalleine an einem schönen Spot und kann sich sicher sein, dass einen kein Bauer von der Wiese scheucht. Plus: In der Nähe befindet sich jeweils eine Beiz, deren Toilette man benutzen kann. Nur eine Dusche gibt es nicht – was solls!

Nebst Vintage-Wohnwägen bietet Daniel zudem den «Rausschwärmer» an, einen Multifunktionswohnwagen in Form eines Pferdeanhängers. Wir haben uns aber für den Neuzugang entschieden, den etwa vier Quadratmeter grossen Mini-Camper Kuckoo, der mit seinem Innenausbau aus Holz wie eine Alphütte auf Rädern daherkommt. Mit dabei ist eine kleine, ausziehbare Küchenzeile mit einem zweiflammigen Gaskocher, der genügend Power hat für die obligatorische Camping-Pasta und den Kaffee am Morgen.

Christian macht eine Auszeit mit Bier in Appenzell

Foto: TravelMagazin

Und den lassen wir uns stundenlang schmecken, denn die Kuhwiese ist der perfekte Spot zum «echli sii». Wir kuscheln uns in die Campingstühle, lesen, zeichnen und schauen den Kühen beim meditativen Wiederkäuen zu.

Meine Geheimtipps in der Region

Flauderei Appenzells schönster Shop ist die Flauderei, in der man die Flauder-Limonaden und die verschiedenen Sirups der lokalen Goba AG degustieren kann. Zudem findet man Geschmackvolles für die Wohnungseinrichtung. www.goba-welt.ch

Kunstmuseum Appenzell Es überrascht mich immer wieder, dass es in dem kleinen Kantonshauptort ein so hochkarätiges Kunstmuseum für Wechselausstellungen gibt. Unbedingt besuchen! www.kunstmuseumappenzell.ch

Alpfahrten Das Appenzellerland ist bekannt für seine gelebten Traditionen, die mit viel Liebe begangen werden. Vormerken sollte man sich schon jetzt die farbenfrohen Alpfahrten, die Ende Mai und Anfang Juni stattfinden. Termine findet man auf www.appenzell.ch

Irgendwann zwickt es uns dann doch in den Beinen und wir machen uns auf, die Region mit E-Bikes zu erkunden – elektrische Muskelkraft ist bei den Appenzeller Hügeln von Vorteil. Vom Leimensteig aus bieten sich gleich mehrere Ausflüge an. Beispielsweise hinüber nach Stein AR zur Schaukäserei und zum Appenzeller Volkskundemuseum, in dem man nicht nur Wissenswertes zur Appenzeller Kultur erfährt, sondern auch seinen eigenen Käse herstellen kann. Für Familien interessant ist eine Tour zum Zipline-Park und zur Bobbahn am Kronberg. Wir wollen diesmal in den Alpstein. Und so rauschen wir ins nahe Wasserauen, den Ausgangsort für Alpstein-Wanderungen. Die höheren Lagen sind bei unserem Besuch an Ostern noch geschlossen, deshalb wandern wir zum schönsten Punkt der Region: dem wildromantischen Seealpsee, dessen Panorama man von der Etikette des Quöllfrisch-Biers kennt. Auf dem Rückweg packen wir in Appenzell übrigens ein paar Flaschen davon in unseren Rucksack, dazu Appenzeller Mostbröckli, Käse und Cervelats.

Zurück in unserem Mini-Luxus-Bungalow zwischen den Kuhfladen fachen wir ein Lagerfeuer an, halten eine Cervelat über die Flammen und schwatzen durch die Nacht, bis die Milchstrasse über dem Alpstein aufgeht. Was braucht man mehr zum Entschleunigen, zum Glücklichsein? Das Paradies liegt eben manchmal direkt vor der Haustür.

Christian mit Kollegin mit Mini-Camper in Appenzell

Foto: TravelMagazin

Travel Basics

So gehts zur Mini-Auszeit Den Kuckoo oder ein anderes Modell gibt es ab 380 Franken für eine Nacht (2 Nächte: 540 Franken), inklusive aussichtsreichem Standplatz, Geschirr, Kochutensilien, Gas, Campingmöbeln, Feuerschale, Bettbezug und Duvets. Zudem kann man die Trailer für seine Ferien zum Selberziehen mieten. Das Wochenende (Freitag bis Sonntag) kostet dann ab 310 Franken, 7 Tage 690 Franken.  www.inselaufraedern.ch

 

Unser Lese-Tipp

Unsere Hacks für Camping-Neulinge finden Sie hier.

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