Wien – auf eine Melange ins Kaffeehaus

Habsburger Pracht, Weltklassekunst und die Donau vor der Tür: Wien ist eine der schönsten Städte Europas. Und sicherlich die gemütlichste. Denn in den Wiener Kaffeehäusern wurde das Chillen erfunden, der stundenlange kreative Müssiggang.

Wien – auf eine Melange ins Kaffeehaus

In Wien trafen sich Literaten, Denker und Dichter, Architekten und Maler. In der österreichischen Hauptstadt philosophierte man bei einer Melange, der Wiener Variante des Cappuccinos, und fand Inspirationen für neue Meisterwerke. Und noch heute sind die Kaffeehäuser, die von der Unesco im Jahr 2011 zum Weltkulturerbe erhoben wurden, die Wohnzimmer Wiens. Also: Hereinspaziert und durch die Torten, Strudel und Kaiserschmarrn-Variationen futtern!

6 Tipps zum Entdecken

1 Café Sperl

Meterhohe Decken, goldene Tapeten, Stuck und kuschelige Separees: Das Café Sperl aus dem Jahr 1880 ist eines der grossen Traditionshäuser. Nicht verpassen: die schokoladige Sperl Torte! Gumpendorfer Str. 11

2 Vollpension

Die «Vollpension» ist ein Mehrgenerationen-Projekt: Die Kuchen werden von Omas gebacken, das Servieren besorgen Studenten. Wer sein Handy wegsperrt, bekommt 10 Prozent Rabatt. Toll! Schleifmühlgasse 16

3 Café Landtmann

Das «Landtmann» aus dem Jahr 1873 residiert in einem neoklassischen Prachtbau an der Ringstrasse. «Wiens elegantestes Kaffeehaus» hat man sich hier zurecht auf die Fahne geschrieben. Universitätsring 4

4 Gerstner K.u.K. Hofzuckerbäcker

Wer die Habsburger Herrscher belieferte, durfte sich «K.u.K. Hoflieferant» nennen. Bei «Gerstner» kann man auf drei Etagen im luxuriösen Palais Todesco wahrlich königliche Torten geniessen. Kärtner Str. 51

5 Café Schwarzenberg

Unweit des berühmten Musikvereins gelegen, in dem schon Beethoven dirigierte, ist das Café Schwarzenberg das älteste Kaffeehaus an der Ringstrasse. Seit dem Jahr 1881 nippt man hier am Grossen Braunen. Kärnter Ring 17

6 Café im Kunsthistorischen Museum

Zwar kein traditionelles Kaffeehaus, doch das Café im Kuppelsaal des prunkvollen Kunsthistorischen Museums ist einer der eindrücklichsten Spots, um eine Melange mit einem Topfenstrudel zu geniessen. Maria-Theresien-Platz

Kaffeehauskultur

Café im Kunsthistorischen Museum Wien

5 Wiener Kaffeespezialitäten

Melange

Die liebste Kaffeevariation der Wiener: ein Mokka mit etwas mehr Wasser, warmer Milch und Milchschaumhäubchen. Ähnelt einem Cappuccino, allerdings mit weniger Schaum.

Kleiner Brauner

Ein Mokka mit einem Schuss Kaffeerahm, der in Wien Kaffeeobers heisst. Ein Grosser Brauner enthält einen doppelten Mokka.

Verlängerter

Ein Mokka, der mit heissem Wasser verlängert wird. Er erinnert an einen Filterkaffee. Dazu gibt es Kaffeerahm. Ein Verlängerter mit Milch ist ein schwarzer Kaffee mit einem Kännchen Milch.

Maria Theresia

Doppelter Mokka mit Orangenlikör und Schlagrahm im Glas. Allerdings variieren manche Kaffeehäuser das Rezept. Manchmal gibt es den Maria Theresia auch mit Rum.

Einspänner

Ein Mokka mit einer grossen Haube Schlagrahm in einem Glas. Durch die Rahmhaube blieb der Kaffee warm, wenn ihn die Kutscher auf ihren Fahrten auf den Einspännern tranken – daher der Name. 

Einspänner Kaffee in Wien

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Wie kam der Kaffee nach Wien?

1683. Die Türken stehen vor den Toren Wiens. Monatelang belagert das osmanische Heer die Stadt und wird schliesslich im September mit der Hilfe eines herbeigeeilten polnischen Heeres in die Flucht geschlagen. Beim Plündern des türkischen Lagers findet der Pole Jerzy Franciszek Kulczycki ein paar Säcke mit seltsamen Bohnen: Kaffee. Und weil es ihm an der Donau so gut gefällt, eröffnet er mit seiner «Kriegsbeute» das erste Kaffeehaus in Wien. So schön sich diese Geschichte erzählt – sie ist eine Legende. Ein Funken Wahrheit beinhaltet die Mär dennoch: Der Kaffee kam tatsächlich mit den Osmanen nach Europa, allerdings wohl zuerst auf den Balkan, der damals zum Osmanischen Reich gehörte. Von dort fanden die Bohnen ihren Weg nach Italien, wo im Jahr 1647 mit dem Café Florian in Venedig das erste Kaffeehaus in Europa öffnete. Und schon bald folgten Cafés in weiteren europäischen Städten. In Wien war es erst im Jahr 1685 so weit: Am 17. Januar 1685 bekam der Armenier Johannes Deodat die erste offizielle Erlaubnis, Kaffee auszuschenken – die Wiener Kaffeehaustradition war geboren.

Kaffeespezialitäten mit Torte in Wien

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