«Mamma mia», ruft die Wirtin und stellt einen Teller Orecchiette und ein Glas Matera Primitivo auf den Tisch. Es duftet nach Knoblauch, Rosmarin und Rotwein – die glücksbringenden Aromen des Südens. «Isst du alleine? Das ist ja fürchterlich». Sie schnappt sich einen Stuhl und setzt sich zu mir. Damit der Arme wenigstens etwas Gesellschaft hat. Italienische Mutterliebe.
Unterwegs bin ich in dem süditalienischen Städtchen Matera, das wegen seiner Wahl zur Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2019 einen internationalen Besucheransturm erlebt. Zu Recht: Matera ist eine der schönsten Städtchen Italiens. Und eine der interessantesten. Denn die Altstadt ist eine Zeitkapsel zurück ins Mittelalter und der Renaissance ohne die Verschandelung moderner Zweckbauten. Die sogenannten Sassi gleichen einem Haufen zusammengewürfelter Bauklötze. Dazwischen schlängeln sich Gässchen und Treppen, von denen viele in einer Sackgasse enden und verblüffende Blicke auf Kirchen, Höfe und Palazzi freigeben. Einen Stadtplan sollte man gar nicht erst einpacken: Man muss sich verlaufen, um den Zauber zu geniessen.