Tunis – Im Labyrinth der Medina
Die Mischung aus orientalischem, mediterranem Flair, naturbelassener Landschaften und die Gastfreundlichkeit der Bewohner machen Tunesien zu einem idealen Ferienziel. Wir haben die Stadt Tunis besucht.
Die Mischung aus orientalischem, mediterranem Flair, naturbelassener Landschaften und die Gastfreundlichkeit der Bewohner machen Tunesien zu einem idealen Ferienziel. Wir haben die Stadt Tunis besucht.
Die Grenze vom 21. Jahrhundert zum Mittelalter befindet sich am Bab el Bhar, dem Tor zur See, am Ende der Avenue de France. Auf der einen Seite: breite Strassen, Hochhäuser, Autokolonnen. Auf der anderen herrscht ein Labyrinth von verknoteten Gassen, Farben, Düften, Menschenmassen: die Altstadt – eines der eindrücklichsten Beispiele einer mittelalterlichen Medina in Nordafrika, von der Unesco schon im Jahr 1979 als Welterbe eingestuft. Freilich, nur dem ungeübten Touristenauge erscheint die Medina von Tunis als planloses Gewirr. Und mag die Stadt sich in den vergangenen Jahrhunderten organisch entwickelt haben, so liegt dem verwirrenden Stadtplan, mit dem gar Google Maps seine Probleme hat, doch eine Ordnung zugrunde.
Jedes Wohnquartier besitzt mindestens eine Moschee, eine Backstube und ein Hammam. Und auch dem Souk, dem Markt, wohnt eine Gliederung inne: Jedes Handwerk konzentriert sich in einem Bereich. Und da in vielen Handwerksberufen die Verkäufer auch zugleich die Hersteller sind, kann man Goldschmieden, Kupfertreibern oder Nähern über die Schulter schauen. Wer die Medina besucht, wird sich unweigerlich verlaufen – auch die besten Karten zeigen kaum all die Verbindungsstrassen, Innenhöfe und Sackgassen an.
Das Motto hier heisst: sich treiben lassen. Dann kommt man vorbei an historischen Palästen, an Moscheen, Medressen (Koranschulen), Karawansereien und unzähligen Restaurants und Teestuben. Einen Chai, einen Minztee, zu trinken und dabei das Treiben zu beobachten, ist eine Freude.
Eines der ersten «Hôtels de Charme» in der Medina. Stilvoll renovierter Familienpalast aus dem 18. Jahrhundert. Schöner Innenhof plus herrlicher Blick von der Dachterrasse auf die Sidi-Youssef-Moschee. Super Preis-Leistungs-Verhältnis. 64 rue Sidi Ben Arous
Café el Mrabet
Angeblich das älteste Café der Welt mit toller Dachterrasse und einem atmosphärischen Innenbereich unter Rundbögen. Tunesische und internationale Speisen (sehr leckeres Couscous und Crêpes). Ideal nach einem Besuch der Sidi-Youssef-Moschee. 27 Souk Trok
Hier speist man edel in einem ehemaligen Herrschaftshaus mit historischem arabischem Dekor. Zur Auswahl stehen der typische Innenhof oder eine Dachterrasse mit Blick über die Medina. Angegliedert ist ein geschmackvolles Hotel. 5–10 rue El Jeld
In einer ehemaligen Karawanserei (im gewissen Sinne einem historischen «Motel» für Händler) befindet sich dieses Restaurant, das mediterrane und tunesische Gerichte anbietet. Am Wochenende gibt es traditionelle Livemusik. 9bis Souk El Attarine
Essaraya
Ein weiteres Restaurant, das einem Märchen aus «1001 Nacht» entsprungen zu sein scheint. Im ehemaligen luxuriösen Medina-Haus geniesst man klassische tunesische Gerichte. Wie wäre es mit gesottenem Lamm mit Pflaumen? 6 rue Ben Mahmoud Boulevard Bab Mnara
Ein kleines Hotel in einem Wohnhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert mit nur drei Zimmern. Die Besitzer bieten private Stadtführungen und Ausflüge vor Ort an. 36 rue Tourbet El Bey
Ez-Zitouna-Moschee
Eine der wichtigsten Moscheen des Landes beherbergte bis ins letzte Jahrhundert auch die bedeutendste Universität Tunesiens. Nichtmuslime können den grossen Innenhof besichtigen.
Sidi-Youssef-Moschee
Das Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert gilt als eines der schönsten der Stadt. Eine Innenbesichtigung ist nicht möglich, aber auch das Aussendekor ist sehenswert.
Die Türen der Medina
Beim Umherstreifen sollte man unbedingt einen Blick auf die Türen werfen: Manche sind kunstvoll verziert, andere vielleicht in die Jahre gekommen. Doch die Eingänge zu den Wohnhäusern, Moscheen und Geschäften sind wahre Kunstwerke.
Palais Kheireddine
Das Museum von Tunis und die grösste Kunstgalerie mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler befindet sich in einem renovierten Palast aus dem 19. Jahrhundert.
Souk Ech-Chaouachine
Von den verschiedenen Souks ist der auf den Verkauf und die Herstellung der Chechias, der typischen roten Kopfbedeckung, spezialisierte Markt der wohl fotogenste.
Historisch besass jedes arabische Wohnviertel mindestens eine Moschee, eine Gemeinschafts-Backstube und ein Hammam, ein Badehaus. Und auch in Zeiten von Duschen, Schwimmbädern und Co. haben die Badehäuser, die teilweise sehr dekorativ ausgeschmückt sind, nichts von ihrer Bedeutung verloren – das Reinheitsgefühl nach einem Besuch im Hammam ist schlicht nicht mit einem Sprung unter die Dusche zu vergleichen. Dabei handelt es sich bei einem Hammam um einen Mix aus Sauna und Hautpeeling. Und während moderne, auf Touristen spezialisierte Hammams mit allerlei Schnickschnack aufwarten, besteht ein lokales Badehaus aus drei Räumen mit unterschiedlichen Temperaturen. Gestartet wird im wärmsten Raum. Nachdem man sich auf den warmen Fliesen etwas ausgeruht hat, gehts ans Schrubben mit schwarzer Olivenseife und einem Kessa, einem besonders rauen Waschlappen. Weitere Waschrunden folgen, bis man schliesslich im kühlsten Raum relaxt. Unser Tipp: Für ein wirklich authentisches Hammam-Erlebnis sollte man ein lokales Badehaus mit Einheimischen aufsuchen (z.B das Bain maure Hammam Zitouni nahe der Bab El Jdid, 27 rue du Juge, neu renoviert und ausschliesslich für Frauen reserviert. Oder an der Hotelrezeption nach Tipp fragen) und die Dienste eines Hammam-Meisters in Anspruch nehmen. Dieser erklärt einem das Prozedere und übernimmt das professionelle Schrubben.
Hinkommen: Die beliebte Feriendestination wird neu seit Anfang April wieder von Tunisair angeflogen. Die Airline verbindet Zürich zwei Mal wöchentlich mit Tunis.
Informationen: discovertunisia.com