Yucatan ist flach wie eine Tortilla. Ideales Veloland möchte man meinen, doch das Biken verlangt uns alles ab. Täglich radeln wir 40 bis 70 Kilometer auf teilweise schnurgeraden Strassen. Und spätestens ab 11 Uhr hat die erbarmungslose Sonne das Tropenland wie ein Dampfbad aufgeheizt – das bedeutet viel Arbeit für die Motivation. Doch allen Maya-Göttern sei Dank, ist die nächste Abkühlung nie weit. Das Zauberwort heisst «Cenote» – unterirdische Seen, die erfrischender sind als jede Badi. Die Halbinsel, in die der Komet eingeschlagen haben soll, welcher die Dinosaurier vernichtete, ist perforiert wie der viel besungene Emmentaler Käse. In dem porösen Kalkstein haben sich riesige Höhlensysteme gebildet, die nur wenige Meter unterhalb der Oberfläche liegen. Heute tummeln sich in den unterirdischen Seen Touristen und Einheimische gleichermassen. Zu Zeiten der Mayas waren die Cenotes allerdings heilige Tore zu den Göttern der Unterwelt und nur den Priestern vorbehalten. Noch heute findet man in den Tiefen Opfergaben und menschliche Skelette: Die Mayas hatten eine Vorliebe für Menschenopfer. Entweder wurden Kriegsgefangene geopfert oder Nobelsöhne, die durch ein Ballspiel auserkoren wurden. In jeder Mayastadt gab es mehrere Spielfelder, bei dem ein Kautschukball mit Hüft- und Schulterkicks durch einen senkrechten Steinring bugsiert werden musste. Der «Gewinnermannschaft» wurde die ultimative Ehre zu teil: Sie gaben ihr Leben zu Ehren der Götter. Die abgetrennten Schädel wurden schliesslich dem Volk präsentiert.
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Freilich stehen auf unserer Tour gleich mehrere Maya-Stätten auf dem Programm – die eindrücklichste ist Chichén Itzá mit ihrer 30 Meter hohen Tempel-Pyramide. Zudem schlendern wir durch Kolonialstädtchen, schlürfen das berühmte Bier Corona in Strassenkneipen, besuchen Tequilla-Destillen, schauen Flamingos beim Stolzieren zu oder schwatzen mit den Menschen auf den Dorfplätzen.
Nach zwölf ereignisreichen Tagen sind wir wieder zurück am Meer und lassen uns von einer Masseurin die sauren Waden durchkneten – die verdiente Erholung nach Tropenhitze und Dschungelfeuchte.