Malta – Kulinarischer Kurs auf Südsüdost

Der Inselstaat Malta war dank seiner Lage im Mittelmeer zwischen Sizilien und der Nordküste Afrikas schon immer verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Maltas Sprache ist deshalb ein Gemisch aus Arabisch, lateinischen Sprachen und Englisch – und die Küche vereint das Beste aus mindestens zwei Welten.

Malta – Kulinarischer Kurs auf Südsüdost

«Isst man dort nicht nur Fish and Chips wie in England?», meinte ein Freund, als ich ihm von meinem Plan erzählte, auf Malta einen Kochkurs zu besuchen. Ein anderer wusste etwas mehr: «Da musst du unbedingt das Stuffat tal-Fenek, den Kanincheneintopf, probieren, das ist das Nationalgericht.»

Zu acht klettern wir an diesem Dienstagmorgen über die enge Wendeltreppe im Innenhof des Restaurants Maldonado in Gozos Hauptstadt Victoria in die Schulküche von George hoch. Einmal pro Woche gibt der Besitzer des Bistros sein Wissen an Laien weiter und hat Platz für maximal acht Personen.

Wir sind mit der Fähre von der Nordspitze Maltas nach Gozo gekommen, einer von drei bewohnten Inseln der Republik Malta. Und wir sind etwas spät dran, haben im Hafen Mgarr etwas getrödelt und dann noch in Bellevue oberhalb des Hafens angehalten, um den Blick über den Gozo Channel, die Meerenge zwischen Malta, Comino und Gozo, zu geniessen. Das Panorama über dieses mediterrane Idyll ist schlicht schön.

Hafen Mgarr in Gozo.

Foto: Gabrielle Attinger

George erwartet uns, verteilt Kochschürzen und Rezepte. Kaninchen ist nicht dabei – es geht um «Festa Food», Street Food. Bigilla steht auf dem Programm, der Malteser Hummus, der hier nicht aus Kichererbsen, sondern aus Djerba-Bohnen hergestellt wird. Und Pastizzi tal-Gobon, Frischkäsetaschen. Wir lernen die Zubereitung von Nougat mit Mandeln und Zitrone, dessen maltesischer Name sich wie ein falsch gelöstes Buchstabenrätsel liest: Qubbajt tal-Lewz u l-Lumi. Wir erfahren auch, dass die Härte der Süssigkeit davon abhängt, wie heiss der Zucker gekocht wird. Mit 145 Grad wird die Masse leicht biegbar, mit 154 Grad beinhart und einfach zu schneiden. Und wir sind uns einig: Die weiche Variante ist besser.

Im Mittelpunkt aber steht die Ftira, der maltesische Imbiss schlechthin. Je nach Machart sei es ein Fladenbrot, ein Sandwich oder eine Pizza, erklärt George. Wir kreieren eine Pizzavariante, belegen den bereits vorbereiteten Teig mit Kartoffelscheiben, Tomaten, Zwiebeln, Sardellenfilets sowie Kapern, würzen mit Rosmarin, Thymian, Olivenöl und Meersalz. Und während die unterschiedlich gestalteten Ftiras im Ofen gebacken werden, nimmt uns George mit auf einen Spaziergang durch die engen Gassen der Stadt, zeigt, wo er sein Gemüse kauft und den Gbejna, den runden Käse aus Ziegen- oder Schafsmilch, eine Spezialität von Gozo. Sichtlich stolz führt er uns dann zu seinem zweiten Lokal, dem Bistro Victoria Central am Hauptplatz, wo die Baristas verschiedene Kaffeesorten aus aller Welt selbst rösten.

Unsere Ftiras mögen mit denen, die dort serviert werden, optisch nicht mithalten. Aber sie schmecken uns. Wir packen das Nougat und die Pastizzi ein und machen uns auf den Weg, die Insel noch etwas mehr zu erkunden.

Meine Geheimtipps

Wohnen statt übernachten

Anstatt ein Hotelzimmer in einer der Touristengebieten im nördlichen Teil der Insel zu buchen, lohnt sich der Blick auf Plattformen für Ferienwohnungen. Einige davon sind mitten in der City Valletta. Siehe z. B. bei sweetstay.com

Ausflug

Drehschauplätze für Filme gibt es auf Malta viele. Einer hat es mir besonders angetan: An der idyllischen Bucht Mgarr ix-Xini auf Gozo wurde «By the Sea» mit Angelina Jolie und Brad Pitt gedreht. Diesen abgelegenen Ort erreicht man auf einer schmalen Schotterstrasse. Hier gibt es viel Platz zum Baden.

Souvenir

Ein hervorragender maltesischer Rotwein, entdeckt im «one80 Kitchen & Lounge» und dann im Welbee’s Supermarkt für erschwingliche 20 Euro und – etwas teurer – am Flughafen im Duty-free-Shop gefunden: Antonin von Marsovin, Barrel Aged.

Entlang der Küste mit ihren gigantischen Klippen führen auf Gozo nur Schotterstrassen. Es lohnt sich also, auf einen Jeep umzusteigen. Auf der Ladefläche eines Pick-ups lassen wir uns durchschütteln, der Fahrtwind bläst uns ins Gesicht und wir staunen immer wieder über die farblich so einheitliche Gegend: Zwischen goldgelben und ockerfarbigen Feldern sind alle, aber auch wirklich alle Häuser und Mauern mit demselben gelben Sandstein gebaut, der hier in einem gigantischen Steinbruch abgebaut wird.

Am nächsten Tag steht ein Besuch von Valletta auf der Hauptinsel Malta an – und die Frage im Raum, ob wir die besten Ftiras dieser Insel finden werden. Das Spiel ist einfach: Die Warteschlange vor dem Takeaway «The Submarine» in der Merchant Street, der Hauptstrasse der Imbissbuden, ist deutlich länger als vor anderen – ein untrügliches Zeichen. Tatsächlich ist die Thon-Ftira mit Brot das beste «Sandwich», das ich je gegessen habe, und die Pastizzi von Manuelas «Malta Pastizzi» nebenan sind ein Traum. So gestärkt sind wir gut gewappnet für den Besuch der nahen St. John’s Co-Cathedral, eines der schönsten Sakralbauten auf der Insel.

Takeaway «The Submarine» in Malta.

Foto: Gabrielle Attinger

Gegen Abend besuchen wir ein Weingut – ja, Malta hat auch einheimischen Wein, ebenso wie ein eigenes Bier, das Cisk, und eine eigene Bitterlimonade namens Kinnie. In der Kellerei «Ta’ Betta» in der Nähe der ehemaligen Hauptstadt Mdina ist der amerikanische Einfluss unübersehbar. In eierförmigen Tanks aus Beton, wie sie im Sonoma Valley üblich sind, wird der Wein bis zur Fassreife gelagert. Beraten lässt sich das maltesische Besitzerpaar von einem renommierten sizilianischen Önologen – und dies mit viel Erfolg: Erst seit vier Jahren sind die vier Weine von Ta’ Betta auf dem Markt und schon können sie für bis zu 60 Franken pro Flasche verkauft werden.

Die Weinkellerei «Ta’ Betta auf Malta.

Foto: Gabrielle Attinger

Am nächsten Tag reisen wir nach Marsaxlokk im Süden Maltas. Einmal pro Woche findet hier ein grosser Markt statt, der sich der ganzen Bucht entlang zieht. Wir staunen über die vielen uns völlig unbekannten Fische, die da zum Kauf angeboten werden.

Fischstand am Marsaxlokk Markt, Malta.

Foto: Gabrielle Attinger

In der «one80 Kitchen & Lounge», einem hippen Restaurant in Mellieha im Norden der Insel, lassen wir dann den letzten Tag bei leckeren Mezze-Tellern, reichhaltiger Pasta und feinem, erstaunlich günstigem Rindfleisch Revue passieren. Was fehlt noch? Auf das Kaninchenragout sind wir in keinem Lokal gestossen. Ich muss wohl länger bleiben.

Travel Basics

Hinkommen KM Malta Airlines fliegt täglich und Swiss 7-10 Mal pro Woche ab Zürich nach Malta. Ab Genf fliegt zudem Easyjet 2-3 Mal pro Woche direkt nach Malta und ab Basel 2 Mal pro Woche.

Reinkommen Malta ist Teil des Schengenraums, zur Einreise genügt eine ID.

Kochkurs  Gastro Gozo heisst die Kochschule von George und nennt sich «Experiences for fellow epicureans – Erlebnisse für Geniesserfreunde». maldonado.com.mt

Unterkunft Malta wird von allen grösseren Schweizer Reiseveranstaltern als Destination angeboten. Visit Malta informiert auf ihrer Website auch über Unterkünfte. visitmalta.com

Herumkommen Der maltesische Archipel ist mit 316 km2 nur wenig grösser als der Kanton Schaffhausen, Gozo so gross wie Winterthur, also überschaubar. Die beiden Inseln sind mittels Fähren miteinander verbunden. Beide Inseln verfügen über ein gut ausgebautes Busnetz, Malta auch über ein Nachtnetz. Die 24-Stunden-, 4- oder 7-Tages-Karten berechtigen zu unlimitierten Fahrten auf beiden Inseln. publictransport.com.mt

Für die Touren auf den Schotterstrassen von Gozo sind Miet-Quads sehr beliebt. Etwas bequemer sind Allradautos mit Fahrer. gozogarage.com; gozoquadhire.com

Weitere Informationen: visitmalta.com

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