Der ultimative Guide für das Ruhrgebiet

Im Ruhrgebiet treffen Bergbautradition und Industriegeschichte auf Hipsterstyle und Zukunftsvisionen. Aus der Schwerindustrie-Gegend ist eine der aufregendsten Regionen Deutschlands geworden.

Der ultimative Guide für das Ruhrgebiet

Schlosshotel Hugenpoet​: Lokales Flair in einer Trinkhalle erleben

Tief in die Kultur – fast möchte man sagen «in die Psyche» – des Ruhrgebiets verankert ist die Trinkhalle: ein Kiosk mit Getränken, Zigaretten, Süssigkeiten und Snacks. Die kleinen Häuschen sind allerdings weit mehr als nur ein Kiosk, sie sind sozialer Mittelpunkt, Wohnzimmer und Stammtisch des Viertels, in dem sie stehen. Trotz Konkurrenz durch Tankstellen-Shops sind die Trinkhallen nicht totzukriegen: Etwa 18000 gibt es noch. Die Menschen lieben ihren Kiosk sogar so sehr, dass man einmal im Jahr den «Tag der Trinkhallen» mit verschiedenen Veranstaltungen feiert.

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Die Emotionen an Fussballspiel hochkochen lassen

Das emotionale Herz des Ruhrgebiets ist der Fussball. In der 1. Fussballbundesliga spielen derzeit (2019) der FC Schalke 04 aus Gelsenkirchen, der auf dem 14. Platz gelandet ist, und Borussia Dortmund, der knapp hinter den Bayern auf den 2. Platz kam. Treffen die Lokalmatadore aufeinander, ist Ausnahmestimmung im Stadion und auf den Strassen garantiert. Ein Muss (nicht nur für Fussballfans) ist ein Fussballspiel im Dortmunder Stadion, wenn 60 000 Fans den Kessel zum Kochen bringen. Hintergrundwissen zur Geschichte des deutschen Fussballs gibt es im Deutschen Fussballmuseum in Dortmund.

Im Sommer ein Festival besuchen

Die Zechen und Hochöfen sind fast alle geschlossen worden. Deren Umnutzung brachte dem Ruhrgebiet eine schier endlose Vielfalt an Veranstaltungsorten. Besonders im Bereich Klassischer Musik, Schauspiel und Tanz konnten sich einige renommierte Festivals etablieren, darunter die Ruhrfestspiele in Recklinghausen, das Klavier-Festival-Ruhr und die Ruhrtriennale.

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Zeche Zollverein: Der «Eiffelturm» des Potts

Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Kohlebergbau in industriellen Massstäben betrieben und prägt seitdem die Landschaft und die Seele des Ruhrgebiets. Seit 2018 heisst es allerdings endgültig «Schicht im Schacht»: Die letzten beiden Kohle-Zechen wurden geschlossen – die Produktion der Steinkohle ist schlichtweg zu teuer. Die Schliessungen begannen allerdings schon Ende der 60er Jahren. Mittlerweile hat das Ruhrgebiet den Wandel gemeistert, neue Berufszweige kreiert und die alten Industrieruinen kreativ umgenutzt. Schönstes Überbleibsel aus der Zeit des Kohleabbaus und DAS Wahrzeichen des Potts ist die Zeche Zollverein in Essen. Der Bauhaus-Doppelturm wird auch als der Eiffelturm des Ruhrgebiets bezeichnet und wurde in die Unseco Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. In den Räumen befinden sich heute verschiedene Museen, Restaurants und Abteilungen der Folkwang Universität der Künste.

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Villa Hügel: Das Haus eines Weltimperiums besuchen

Mit dem Kohlebergbau kam auch die Schwerindustrie in den Potts. Die beiden Stahl-Dynastien Thyssen und Krupp, die mittlerweile fusioniert haben, wurden an der Ruhr gegründet. Alfred Krupp (1812-1887) baute die «Kruppsche Gussstahlfabrik» zur grösste Fabrik Europas mit etwa 45000 Arbeitern aus. Sehenswert ist die Villa Hügel in Essen, das Familienschloss der Krupps, das mittlerweile eine stilvolle Location für klassische Konzerte und Ausstellungen geworden ist.

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Bochum: Party machen bis zum Umfallen

Es hat Bochum hart getroffen: der VFL Bochum spielt nur noch in der 2. Bundesliga. Damit hat die Stadt eine wichtige Attraktion verloren. Zum Partymachen lohnt ein Trip in die sonst fade Stadt dennoch: Im berüchtigten Bermuda-Dreieck lässt es sich gut von Bar zu Bar ziehen und – der Name verrät es – auch im Delirium versinken. Wer Trinkgelage mit Musik verbinden will, sollte zum Festival «Bochum Total» mit vielen Bühnen in der Altstadt kommen. Für Musicalfans: Seit 1988 wird in Bochum «Starlight Express» gespielt.

Ein Revier-Carpaccio geniessen

Kulinarisch hat das Ruhrgebiet keine Topküche zu bieten – dafür aber umso mehr deftige Kalorienbomben. Der Fastfood-Klassiker ist Currywurst mit Pommes rot-weiss, also mit Tomatenketchup und Mayonnaise – etwas poetisch auch Revier-Carpaccio genannt. Mittlerweile hat allerdings eine anderes Fastfood-Gericht den Siegeszug angetreten: der Döner. Dönerbuden gibt es an fast jeder Ecke.

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Oberhausen: Kunst, Vergnügen und Shopping

Die Stadt Oberhausen hat sich als Shopping- und Vergnügungsdestination einen Namen gemacht. Hier kann man leicht einen Tag rund um das CentrO verbringen, seines Zeichens die grösste Shoppingmall Deutschlands. Hier befinden sich auch ein Legoland Discovery Centre, ein 25 000 Quadratmeter grosser Aquapark und ein Sealife Aquarium. Am interessantesten ist allerdings das Gasometer – der spektakulärste Art-Space der Region. Wo einst Gas gelagert wurde, befindet sich heute ein Ausstellungsraum für besondere Kunstinstallationen. In dem 117 Meter hohen Zylinder (Durchmesser 68 Meter) wird derzeit die Ausstellung «Der Berg ruft» gezeigt. In dessen Zentrum steht eine gigantische Skulptur des Matterhorns, auf dem der Wandel der Tages- und Jahreszeiten projiziert wird.

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Bottrop: Ausblicke vom Tetraeder

Die Abraumhalden aus den Berggruben wurden mittlerweile zu Naherholungsgebieten oder Kunstflächen umfunktioniert. In Bottrop thront ein 37 hoher Tetraeder auf der Halde der Zeche Prosper. Von den drei Aussichtsplattformen, die nur für Schwindelfreie geeignet sind, hat man einen herrlichen Blick übers Ruhrgebiet.

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Duisburg: Schimanski und Hipster

Duisburg ist vielen Krimifans durch den Tatortkommissar Schimanski bekannt, der in der Stadt am Rhein auf Mörderfang ging. Seit den Zeiten von «Schimi» hat sich in der Stadt, wo die Flüsse Rhein und Ruhr zusammenfliessen, viel verändert. Beispielsweise wurde aus Duisburgs Innenhafen ein hippes Szenerevier mit Bars und Museen. Der noch operierende Güter-Hafen etwas ausserhalb des Zentrums, ist übrigens der grösste Binnenhafen der Welt. Nicht verpassen sollte man den Landschaftspark Duisburg Nord – ein ehemaliger Hochofen der zum Abenteuer-Areal umgebaut wurde.

Mein persönliches Fazit
Das Ruhrgebiet besticht nicht durch seine «Schönheit» – wer romantische Stadtbilder sucht, ist hier falsch. Im Pott fasziniert vielmehr der Wandel vom Industriegebiet zu einer lebenswerten Region mit vielen kreativen Ideen. Ich finde es eine tolle Region, die leider zu wenig bekannt ist.

Travel Basics

Hinkommen Mit dem eigenen Auto ist das Ruhrgebiet von Zürich aus in etwa 7 Stunden zu erreichen; mit dem Zug sind es etwa 6 Stunden. Die idealsten Flughäfen sind Düsseldorf und Dortmund mit direkten Anbindungen verschiedener Airlines.

Rumkommen Das Ruhrgebiet ist sehr weitläufig. Zwar ist der ÖV gut ausgebaut, leichter geht es dennoch mit einem (Miet)-Auto.

Übernachten Die Frage ist nicht, in welchem Hotel übernachte ich, sondern in welcher Stadt. Die Wahl eines geeigneten Standorts erleichtert das Rumkommen. Zentral sind Essen und Bochum.

Unser Tipp: Wer mit dem eigenen Auto anreist, dem sei das Schlosshotel Hugenpoet bei Essen empfohlen.

Weitere Informationen: Ruhr Tourismus, Deutsches Fussball Museum, Zollverein, Villa Hügel, Bochum Tourismus, Gasometer Oberhausen, Duisburg, Schlosshotel Hugenpoet

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