Bucketlist – Syrakus auf Sizilien
Sizilien liegt abseits der grossen italienischen Besucherströme. Gerade deswegen ist «Bella Sicilia» ein perfektes Reiseziel. Auf zu Geschichte, leckeren Genüssen und Schlagloch-verseuchten Landstrassen.
Sizilien liegt abseits der grossen italienischen Besucherströme. Gerade deswegen ist «Bella Sicilia» ein perfektes Reiseziel. Auf zu Geschichte, leckeren Genüssen und Schlagloch-verseuchten Landstrassen.
Mich hat der Zufall nach Syrakus gespült. Für einen Trip mit dem Zug von der Schweiz nach Sizilien wollte ich schlicht an einem der südlichsten Bahnhöfe ankommen (hier meine Reportage zur Zugsreise von der Schweiz nach Italien). Und ich habe mich sofort verliebt: Die Altstadt auf der Insel Ortygia ist ein Schmuckstück voller verwinkelter Gassen und lauschiger Plätze. Einst als Aussenposten der Griechen erbaut (mitten auf der Insel befinden sich die Ruinen eines Apollon-Tempels), erlebte die Stadt ihre letzte Blüte im Barock, was sich in einigen imposanten Palazzi aus der Zeit widerspiegelt.
Ich empfehle, sich für ein paar Tage in Syrakus einzuquartieren. Auch wenn man die Sehenswürdigkeiten an einem Tag abklappern könnte, das Flair der Stadt erschliesst sich einem, wenn man Ruhe mitbringt: durch die Gassen flanieren, am Nachmittags-Espresso nippen und abends das Dolce Vita bei einem Apéro geniessen. Das sind meine Highlights.
Wenn die Stadt erwacht und die aufgehende Sonne die alten Häuser in warmem Gold erleuchtet, ist vielleicht die beste Zeit für einen Spaziergang entlang der Meerpromenade (Dauer etwa 1 bis 1,5 Stunden). Und den Morgen-Cappuccino gibts dann im Caffè Aretusa am gleichnamigen Brunnen, der schon den alten Griechen diente.
Hinter den Ruinen des Apollontempels erstreckt sich der kleine Lebensmittelmarkt mit Obst, Gemüse und fangfrischem Fisch. Wer «mutig» ist, sollte die rohen Seeigel probieren, die man hier pro Stück kaufen kann und die als Delikatesse gelten. Mein Highlight ist allerdings die Salumeria Fratelli Burgio am Ende der Marktstrasse (Via Emmanuele de Benedictis). Dort türmen sich Salami, Schinken, Speck und viele weitere Leckereien Siziliens. Man kann sich hier nicht nur mit einigen Delikatessen für zu Hause eindecken, sondern auch bei einem Glas Wein und einigen Häppchen das Marktgeschehen beobachten. Ich empfehle das «Zvieriplättli» mit verschiedenen Charcuterien und eingelegtem Gemüse.
Die Altstadt von Syrakus ist gespickt mit vielen Bauwerken aus dem Barock – ein Erdbeben hatte die mittelalterliche Bausubstanz mehrheitlich zerstört und so wurde die Stadt in neuem Stil wieder aufgebaut. Dadurch ergibt sich ein recht einheitliches Stadtbild – übrigens eines der schönsten Siziliens. Der eindrücklichste Bau ist der Dom, der auf einen griechischen Tempel aus dem 5. Jahrhundert vor Christus zurückgeht. Dieser soll durch keinen Geringeren als Paulus im 1. Jahrhundert nach der Zeitenwende in eine christliche Kirche umgewandelt worden sein – so lautet jedenfalls die Legende. Interessant ist der Dom aber vor allem aus architektonischer Sicht: Die dorischen Säulen des griechischen Baus sind heute in der Barockkirche immer noch sichtbar. Cool!
Auch heute noch sind die in den Fels gehauenen Stufen des antiken Theaters beeindruckend: Einst hatten hier etwa 15 000 Menschen Platz. Gespielt wurden griechische (und später römische) Komödien, Tragödien und Satyrspiele. Angeblich wurden in Syrakus auch Werke des Aischylos, eines der drei grössten griechischen Dramatiker, uraufgeführt.
Mein Tipp: Im Frühling werden im alten Theater klassische Werke aufgeführt. Bei meinem Besuch wurde gerade erst die Bühne aufgebaut – schade, habe ich die Aufführungen verpasst. Aber ein Theaterabend ist sicherlich ein schönes Erlebnis. Ansonsten kann man im archäologischen Park Tempel, Amphitheater und ehemalige Steinbrüche anschauen.
Zugegeben: Archäologische Museen können mit ihren Heeren an Marmorstatuen und Tontöpfen ermüdend sein – da ist das Museum in Syrakus keine Ausnahme. Dennoch möchte ich die Ausstellung empfehlen: Ich habe selten solch perfekt erhaltene Überbleibsel von Griechen, Römern und den ersten Christen gesehen.
Mein Tipp: sich für jede Abteilung ein Zeitlimit setzen und dann zur nächsten Epochenübersicht weitergehen. So wird man am Schluss nicht müde und kann die ganze Sammlung geniessen. Aber ja: Ein Drittel der Artefakte würde immer noch ein umfangreiches Museum hergeben.
Angeblich soll der Prediger Paulus in den 40er Jahren des 1. Jahrhunderts in Syrakus gepredigt haben – historische Sicherheit gibt es darüber natürlich nicht. In einer unterirdischen Kirche, der Chiesa di San Giovanni, soll Paulus gewirkt haben. Der angebliche Altar ist noch zu sehen. Interessant ist vor allem, dass die Kirche von den ersten Christen genutzt wurde, was einen Einblick in eine vergangene, wichtige Zeitepoche vermittelt. Bei einer Führung kann man ebenfalls die gleichnamigen Katakomben besichtigen, in denen die ersten Christen ihre Toten bestatteten. Etwas gruselig, aber sehr interessant!
Typisch Italien: Auch in Syrakus gibt es viele gemütliche Cafés. Eines meiner Highlights ist das Mini-Café Viola in der Altstadt (Adresse: Corso Giacomo Matteotti, 51c, 96100 Siracusa SR). Der Kiosk wurde wohl in den 50er Jahren gebaut und zumindest sein Äusseres wurde nicht verändert. Eine herrliche Zeitkapsel. Die hausgemachte Glace ist übrigens vorzüglich!
Hinkommen Nach Syrakus kommt man aus der Schweiz mit dem Zug, was ohne Zwischenstopps etwa zwei Tage dauert. Schneller geht es mit dem Flieger von Zürich nach Catania (Edelweiss und Easyjet) und weiter mit dem Zug (am Flughafen befindet sich ein Bahnhof, der mit einem Shuttle schnell erreichbar ist).
Informationen visitsicily.info; italia.it