Produktetest: Fujifilm X100V
Fujifilm hat ein neues Modell seiner Festbrennweiten-Kamera X100 auf den Markt gebracht – eine Hommage an analoge Zeiten. Wir haben die Kamera getestet.
Fujifilm hat ein neues Modell seiner Festbrennweiten-Kamera X100 auf den Markt gebracht – eine Hommage an analoge Zeiten. Wir haben die Kamera getestet.
Die Retrowelle hat längst auch die Fotografie erreicht. Die japanische Fotofirma Fujifilm ist seit Jahren Vorreiter in spiegellosen Kameras, die den «Look and Feel» der analogen Fotografie aufleben lassen. Nun hat Fujifilm ein neues Modell der X 100 Reihe herausgebracht.
Eine Besonderheit ist die Festbrennweite von 35 Millimetern, an die man sich allerdings erst gewöhnen muss – selbst Smartphones besitzen eine Zoomfunktion. Warum also mit einer Festbrennweite fotografieren?
Zunächst einmal ist das 35mm Objektiv die klassische Reportage-Brennweite, mit der solche Grössen wie Robert Capa oder Steve McCurry ihre Bilder geschossen haben: weit genug, um eine gesamte Szene einzufangen und eng genug, um nicht auszuufern.
Zum anderen zwingt eine Festbrennweite dazu, das fotografische Auge zu schulen: Seinen eigenen Standpunkt muss man gezielt suchen, um den perfekten Ausschnitt zu finden. Man wird kreativer und aktiver: Manchmal muss man schlichtweg etwas laufen, um das gewünschte Objekt einzufangen.
Die X100V eignet sich mit seinem Weitwinkel besonders für Landschaftsaufnahmen und Streetfotografie. Mit einer Blende von F2 ergeben sich aber gerade bei Details Aufnahmen mit einer kunstvollen Unschärfe.
Überhaupt weisen Festbrennweiten eine bessere Qualität als Teleobjektive aus. Kombiniert mit dem neusten 26-Megapixel-Chip, der auch in der Profikamera X-Pro 3 verbaut ist, ergeben sich Bilder von Topqualität.
Einen sehr guten Eindruck macht zudem der Autofokus, der auch bei schwachem Licht noch einen guten Job macht. Bei Aktionsportarten wird die Geschwindigkeit der Scharfstellung vielleicht an seine Grenzen stossen – aber dafür wurde die Kamera nicht konzipiert.
Mit seinem Weitwinkelobjektiv eignet sich die X100V besonders für Stadtansichten und Landschaften.
Die Kamera eignet sich besonders für die Streetfotografie, bei der es manchmal schnell und unauffällig zu und her gehen muss. Ein Pluspunkt ist das neue, klappbare Display, mit dem man nun auch «aus der Hüfte schiessen» kann. Neu ist das Display auch mit einer Touchfunktion ausgestattet, ein Feature, das ich allerdings auch bei anderen Kameras nicht nutze. Ich nehme die Einstellungen über die Funktionstasten vor.
Selbstverständlich kann man über die Live-Funktion des Displays die Motive suchen. Purer – und dem Retro-Feeling angemessen, ist allerdings das Fotografieren durch den Sucher, von dem es zwei Varianten gibt. Den klassischen optischen Sucher, bei dem der Bildausschnitt mit einem Rechteck angezeigt wird. Und den elektronischen Sucher, der das fertige Bild mit Helligkeit, Schärfentiefe und Effekte anzeigt. Der Sucher ist brillant und scharf, so dass man auch Details gut erkennen kann.
Mit einer Blende von F2 lässt sich eine interessante Hintergrundsunschärfe erzeugen.
Die Hinwendung zu analogen Vorbildern zeigt sich auch an den Einstelloptionen wie beispielsweise dem Einstellrad für die Iso-Werte und Verschlusszeiten auf der Oberseite des Gehäuses. Angenehm ist die «aufgeräumte» Rückseite, die nur über wenige Tasten verfügt. Wichtigstes Tool ist die Schnellwahltaste, in der alle wichtigen Funktionen versammelt sind. Das Gute: Menus und Funktionstasten lassen sich nach persönlichen Wünschen konfigurieren.
Ein Mix aus Retro und Digital sind die für Fujifilm typischen Filmsimulationen: bei diesen Einstellungen werden analoge Filme und deren Eigenschaften nachgeahmt. Das macht der Algorithmus so gut, dass man wirklich meinen könnte, man würde wieder mit Film fotografieren. In dem immer schneller werdenden digitalen Zeitalter, auch mal ein schönes Gefühl.
Die Bedienelemente sind übersichtlich und intuitiv angeordnet.
Mein persönliches Fazit
Die X100V ist eine Reportage- und Reisekamera, die mit ihren kleinen Abmessungen (128×74,8×53,3 Millimeter, 478 Gramm) in jeden Rucksack und sogar in eine grosse Jackentasche passt. Sie kann also zu (fast) jeder Gelegenheit mitgenommen werden. Mit einem Preis von derzeit etwa 1500 Franken spricht die X100V den ambitionierten Amateur und Profis an. Die Bildqualität ist auch bei höheren Iso-Werten sehr gut, der Autofokus präzise und das Handling intuitiv.
Mich hat die Fujifilm X100V überzeugt. Allerdings fotografiere ich auch sonst mit Festbrennweiten und liebe Kameras mit analogem «Look and Feel». Wer bis dato Zoomkameras gewohnt ist, wird eine Zeit der Umgewöhnung brauchen.
Weitere Informationen gibt es bei Fujifilm.