«Yukiguni», was übersetzt «Schneeland» heisst, ist nicht nur Fiktion und Titel eines der wichtigsten Werke der japanischen Literatur. Yukiguni ist auch die schneereichste Region der Welt und liegt in Tohoku auf der Hauptinsel Honshu in Japan. Bereits über Jahrhunderte sind die dortigen Kulturen von den massiven Schneefällen geprägt, die gut und gern auch mal für drei Meter Neuschnee über Nacht sorgen können. So ist der imposante Schneekorridor auf der Tateyama Kurobe-Alpenstrasse lediglich von Mitte April bis Ende November geöffnet und führt durch bis zu 20 Meter hohe Schneewände. In der Region des Mount Gassan in der Provinz Yamagata fällt gar so viel Schnee, dass die Skilifte erst im April öffnen. Es ist das einzige Sommerskigebiet in Japan. In den klassischen Wintermonaten von November bis März sind stattdessen eher Schneeschuhtouren, Sake- und Weinprobe-Touren oder geführte Kunst-Ausflüge angesagt.
Auf 3’095 Pistenkilometern magisch «pulvern»
Die höchsten Skigebiete Japans reichen bis 2’670 Meter über Meer. Insbesondere die beiden Ski-Zentren Niseko auf Hokkaido und Hakuba in der Präfektur Nagano sind für die gut präparierten Pisten bekannt. Sogar einen eigenen Namen trägt der japanische Schnee: «Japow», ein Mix aus «Japan» und «Powder». Dieser ist in Hokkaido einzigartig, da nirgendwo sonst auf der Welt so viel weisses Wunder wie auf Japans nördlicher Halbinsel fällt. Geschuldet ist der «Japow» einem Mikroklima, das sich aus eisigen Winden und Feuchtigkeit des Ozeans über dem tiefen, kalten Wasser des japanischen Meeres bildet. Ganze 12 bis 16 Meter Pulverschnee rieseln während 166 Tagen vom Himmel. Das Pistennetz in der Region umfasst über 3000 Kilometer.
Foto: Japan National Tourism Organization
Ganz heiss: auf Treibeis-Schollen «floaten»
Wer nicht unbedingt dem klassischen Wintersport frönen will, der kann sich in Japans einzigartiger Winterwunderwelt an einem anderen Naturphänomen erfreuen. In der Mündung des russischen Flusses Amur vermischt sich das Süss- mit dem Salzwasser aus dem Pazifischen Ozean, wodurch sich Treibeis bildet. Diese Eisschollen wandern dann in südliche Richtung, bis sie im Januar vor der Shiretoko-Halbinsel in Hokkaido stauen und sich so eine kunstvolle Eiswelt auftürmt. Zwischen 1. Februar und 31. März werden 90-minütige Touren mit orts- und eiskundigen Fischern angeboten. Diese «Drift Ice Walks» können durchaus auch einmal zu einer Schwimmpartie werden, weshalb dicke Thermo-Trockenanzüge getragen werden, um den Körper warm und trocken zu halten. Mutige legen sich auf Eisschollen und lassen sich treiben oder steigen ins Wasser und «floaten». Besucher, die es weniger «heiss» mögen, bestaunen das natürliche Phänomen aus gemütlicher Distanz. Mehrmals täglich fahren Eisbrecher durch die Schollenlandschaft.
In heissen Quellen daheim: die cleveren Schneeaffen
Sie sind die tierischen Stars von Instagram: die in Japan lebenden Schneeaffen, die sich in heissen Quellen tummeln. Der Joshin’etsu Kogen Nationalpark ist extra als Zufluchtsort für diese Makaken-Spezies, die im Hinterland der bergigen Gegend leben, reserviert. Bekannt sind die Schneeaffen dafür, dass sie – wie wir Menschen – ganz selbstverständlich in den natürlichen, vulkanischen Spas baden. Die cleveren Tiere haben gelernt, die lokalen heissen Quellen zu geniessen, indem sie das Verhalten der Besucher aus den umliegenden Resorts imitieren.
Foto: Japan National Tourism Organization