Nun geschah es, dass uns just über die Osterfeiertage Freunde besuchten. Und natürlich stand eine mehrtägige Tour zu den Dünenfeldern und Oasen in der Sahara an. Und obwohl schon damals die wichtigsten Verbindungsstrassen zwischen den Wüstenstädten asphaltiert waren, bereitete sich mein Vater vor wie ein Entdeckungsreisender: Vorräte, Benzinkanister und Wasser verstaute er in den zwei Autos, mit denen wir aufbrachen.«Man weiss nie, wann ein Auto vorbeikommt, wenn wir liegen bleiben».
Liegen blieben wir schon nach wenigen Stunden: Ein Metallsplitter hatte sich in einen Reifen gebohrt und nun fuhren wir ohne Ersatzrad durch die Weite. Nicht gut, das verstand ich. In meiner Erinnerung war ich es, der ein Unfallwagen gleichen Typs mit zwei intakten Reifen am Strassenrand entdeckte. Wir montierten sie ab und verstauten sie im Kofferraum. Wow – welch ein Abenteuer diese Reise war. Das grösste Abenteuer, das ich in meinem jungen Dasein erlebt hatte.
Einer unserer Stopps führte uns in die Wüstenstadt Sabbah, in der wir in einem Hotel übernachteten. Das erste Hotel meines Lebens. Am nächsten Morgen kam meine Mutter vom Einkaufen zurück und sagte, sie hätte eine Stelle gefunden, wo sicherlich viele Schildkröten, meine Lieblingstiere, lebten. Wir sollten sofort aufbrechen. Meine Mutter führte uns zu einem Palmenhain und ich begann sofort in den Büschen nach Schildkröten, Echsen und Chamäleons zu suchen. Was ich fand, war allerdings das grösste Wunder, welches sich ein kleiner Knopf vorstellen konnte: Osternester mit meinen liebsten Schleckereien.
«Mamaaaaa! Der Osterhase war da»!
«Er ist nur für Dich in die Wüste gekommen», lächelte sie.
Nur für mich! Der Vierjährige war zutiefst gerührt. Und der Erwachsene dankt dem Osterhasen auch noch 40 Jahre später, dass er den weiten Weg übers Mittelmeer auf sich genommen hat.
Ob meine Mutter daran Anteil hatte, ist mir aber bis heute ein Rätsel geblieben…