Ostertraditionen für Kinder erklärt: Warum fallen Eier vom Himmel?
Ostern wird bei Christen auf der ganzen Welt gefeiert. Aber jedes Land hat seine eigenen Traditionen. Weiss Du zum Beispiel warum in Australien der Osterhase einen Beutel hat?
Australien ist ein besonderes Land: Es liegt auf der anderen Seite der Welt (wer dahin reisen will, ist auch mit dem Flugzeug sehr sehr lange unterwegs) und dort leben einige der lustigsten Tiere der Welt. Der drollige Wombat, die süssen Koalas und die Kängurus. Du weisst sicherlich, dass viele Tiere einen Beutel haben, in dem ihre Kinder aufwachsen. So ein Beuteltier ist der Bilby, der auf Deutsch «Grosser Kaninchennasenbeutler» heisst. Mit seinen langen Ohren sieht der süsse Kerl ein bisschen wie eine Mischung aus Hase und Ratte aus.
Die europäischen Siedler (viele der jetzigen Australier haben Vorfahren in Europa) brachten in früheren Jahrhunderten Kaninchen ins Land, die es da vorher nicht gab. Diese haben sich so rasant vermehrt, dass sie für viele Beuteltiere eine Gefahr sind. Darum hat der Osterhase in «Down Under», wie man Australien auch nennt, keinen guten Ruf. Stattdessen findet man in den Geschäften nun Schokoladen-Bilbys.
In Irland waren die Menschen seit jeher sehr gläubig. Deswegen hat man dort die Vorschriften der Fastenzeit besonders streng eingehalten. Vielleicht erinnerst Du Dich? Die Fastenzeit dauert 40 Tage. Sie beginnt nach Fastnacht und endet an Ostersonntag. Verboten waren nicht nur Eier, sondern auch Fleisch. Deswegen ass man auf der Insel Irland hauptsächlich Heringe. Du kannst Dir nun sicher vorstellen: Wenn man wochenlang nur Fisch ist, kann man den irgendwann nicht mehr sehen. Umso glücklicher waren die Menschen deshalb, wenn es an Ostern endlich etwas anderes zu essen gab. Als Zeichen, dass die Fastenzeit nun vorbei ist, werden in manchen Regionen Irlands deshalb Heringe begraben.
Und weil das doch alles nicht sehr lustig ist, haben sich die irischen Kinder etwas Spassiges überlegt: Sie lassen ihre Ostereier eine steile Strasse oder einen Hügel runterrollen. Das schnellste Ei gewinnt.
In Polen haben die Kinder ganz viel Spass an Ostern. An Ostermontag gehts nämlich zur grossen Wasserschlacht. Alles ist erlaubt, um die anderen Kinder nass zu machen. Mancher nimmt sogar volle Eimer mit zur Wasserschlacht. Also: an Ostern in Polen immer die Regenjacke anziehen!
In Schweden glaubt man, dass die Hexen in der Nacht ab Gründonnerstag von ihren Hexenhäuschen zum Berg Blåkulla fliegen, wo sie sich versammeln und ein Hexenfest feiern. Um sie wieder zurückzutreiben, veranstalten die Schweden am Ostersamstag grosse Feuerwerke. In manchen Orten darf man sogar selber Raketen abfeuern. Es kracht an Ostersamstag in Schweden also fast so viel wie bei uns am 1. August. Die schwedischen Kinder verkleiden sich ausserdem als Hexen und ziehen von Tür zu Tür und werden mit Süssigkeiten beschenkt.
Übrigens: Im benachbarten Finnland gibt es eine ähnliche Tradition.
Wer an Ostern die griechische Insel Korfu besucht, sollte lieber einen Bauarbeiterhelm tragen. Am Ostersamstag schmeissen die Menschen nämlich Blumentöpfe und Vasen vom Balkon auf die Strasse. Die Scherben und das Geschepper sollen böse Geistern vertreiben und Glück bringen.
In unserem Nachbarland Frankreich kennt man den Osterhasen nicht, stattdessen bringen die Kirchenglocken Süssigkeiten und Eier. Man erzählt den Kindern, dass die Glocken an Ostern nach Rom fliegen, um sich vom Papst (das Oberhaupt der katholischen Christen) segnen zu lassen. Auf ihrem Rückweg verlieren die Glocken beim Anflug auf ihre Kirchen allerlei Leckereien, welche die Kinder dann suchen müssen.
Deswegen entstand bei den Kindern in unserem Nachbarland auch die Tradition der «fliegenden Eier»: Man wirft gleichzeitig Eier in die Luft, welches Ei zuerst zerbricht, hat verloren.
Weisst du, wie man sich in anderen Sprachen frohe Ostern wünscht?
Englisch: Happy Easter – Französisch: Joyeuses Pâques – Italienisch: Buona Pasqua
Spanisch: Feliz Pascua – Niederländisch: Vrolijke Pasen – Finnisch: Hauskaa Pääsiäistä
Polnisch: Wesol`ych S`wia`t – Portugiesisch: Feliz Páscoa – Schwedisch: Glad Påsk!
Ungarisch: Kellemes Húsvétot
In Spanien und vielen weiteren südeuropäischen Ländern, wie Italien und Griechenland, ziehen die Menschen in Prozessionen von den Kirchen durch die Stadt. Oft geschieht das in absoluter Stille. In Spanien sind die Teilnehmer in weisse Gewänder gehüllt, haben ihr Gesicht hinter einem Tuch versteckt und tragen spitze Hüte. Sie sehen dann etwas wie ein Geist aus. Oft wird auch die Ostergeschichte von Jesus mit ganz vielen freiwilligen Schauspielern nachgespielt. Das ist dann wie ein grosses Theaterstück im ganzen Dorf.
An Ostern erinnern sich die Christen an die Kreuzigung und Auferstehung von Jesus. Davon hast Du sicherlich schon im Religionsunterricht gehört. Aber schon bevor das Christentum entstanden ist, feierten die Menschen in Europa den Beginn des Frühlings mit einem grossen Fest.
Die Germanen hatten sogar eine Göttin für den Frühling. Sie hiess Ostara und der Name «Ostern» geht wahrscheinlich auf sie zurück. Ihre Lieblingstiere waren die Hasen, weil die Langohren als erste Tiere im Jahr ihre Jungen bekommen. Hasen sind also die Boten des Frühlings.
Und warum bringt ein Hase Eier? Eier waren immer schon ein Symbol für ein neues Leben, weil wie durch ein Wunder plötzlich Küken schlüpfen. Ausserdem waren Eier im Mittelalter ein wichtiges Nahrungsmittel. Sie waren aber in der Fastenzeit vor Ostern verboten. Ab Ostersonntag durften die Menschen sie wieder essen, deswegen kamen beim Osteressen viele Eier auf den Tisch.
Aus all diesen Traditionen zusammen entstand der Osterhase, der die Eier bringt.