Jamaika – «Every little thing gonna be alright»

Palmengesäumte Traumstrände, Reggae-Beats und saftiges Jerk Chicken: Jamaika ist Karibik wie aus dem Bilderbuch. Und James Bonds Spielwiese.

Jamaika – «Every little thing gonna be alright»

Die Füsse im warmen Karibiksand, aus dem sich gerade eine kleine Armee Schildkröten auf den Weg ins Leben gemacht hat, und mit Blick auf die karibische See trinke ich meinen Wodka Martini – geschüttelt, nicht gerührt. Alles andere wäre im «Jamaica Inn» im Ort Ocho Rios ein Affront. Denn in der Bar des Luxushotels sollen der James-Bond-Schöpfer Ian Fleming und der englische Premier Winston Churchill den legendären 007-Drink erfunden haben, damals, irgendwann in den 50er Jahren. Oder war es doch die Kreation des Barkeepers?

Schöne Beach in Jamaika.

Foto: TravelMagazin

So genau weiss man das nicht. Viele Storys, die sich um den berühmten Agenten und dessen Erfinder Ian Fleming in Jamaika ranken, sind so fantastisch wie die Abenteuer von 007 selbst. So viel ist allerdings wahr: Fleming war für den britischen Geheimdienst während des Zweiten Weltkrieges auf Jamaika, verliebte sich in die Insel und rief aus: «Wenn wir diesen verdammten Krieg gewonnen haben, werde ich in Jamaika leben. Ich werde einfach leben in Jamaika, es aufsaugen und schwimmen und Bücher schreiben.» Gesagt, getan: Fleming kaufte ein Anwesen, nannte es «Goldeneye» und erfand mit Blick auf das Meer die berühmteste Thrillerfigur der Weltgeschichte: James Bond. Nicht nur die ersten Romane sind auf Jamaika entstanden, auch viele Filmszenen wurden auf der Karibikinsel gedreht, so wie der berühmte Moment, als die Schweizer Schauspielerin Ursula Andress als Bondgirl im Film «007 jagt Dr. No» (1962) aus dem Meer steigt. Und im letzten Streifen, «Keine Zeit zu sterben» (2021), hat sich 007 im Ruhestand auf Jamaika zurückgezogen. Kein schlechter Spot für die Rente – oder für einen kurzen Abstecher in die Sonne, wenn es in der Heimat noch kalt ist.

Beach in Jamaika mit Strandschildern.

Foto: TravelMagazin

Denn Jamaika ist die Karibik der Hochglanz-Plakate: Strände, über die man nur in Superlativen schwärmen kann, verwunschene Dschungel, mundwässernde Köstlichkeiten und ein Lebensstil, der keinen Stress zu kennen scheint. Letzteres ist kein Klischee – dafür sorgt schon das Ganja, das Marihuana, das hier (semi-)legal auf Plantagen angebaut wird und das man in jeder Bar nebst einem Red-Stripe-Bier bestellen kann. Wir lassen das Gras links liegen und dröhnen uns stattdessen mit einer anderen allgegenwärtigen Droge zu, die ebenso high macht: Bob Marleys Reggae, der hier aus (fast) allen Lautsprechern wummert. «Every little thing gonna be alright», singt der jamaikanische Reggae-Gott und wir wollen ihm nur zu gerne glauben.

Gemälde von Bob Marley.

Foto: TravelMagazin

Bob Marley (1945–1981) ist (gefolgt von James Bond und Sprinter Usain Bolt) der Held Nummer 1 Jamaikas, von dem meist nur in glühender Verehrung gesprochen wird. Die Jamaikaner sind eben stolz auf jeden, der ihre kleine Insel in der Welt bekannt macht. Und ebenso inbrünstig schwärmen sie von den Errungenschaften und Naturwundern der Insel – da macht auch unser Fahrer und Guide Stephen, mit dem wir auf einen siebentägigen Roadtrip aufbrechen, keine Ausnahme.

One Love – Bob Marley und die Rastafaris

Bob Marleys auffälligstes Attribut waren seine langen Dreadlocks. Was hat es damit auf sich?

Dreadlocks sind ein wichtiger Bestandteil der Rastafari-Religion. Diese entstand in den 1930er Jahren in den von Schwarzen bewohnten Slums in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston. Aus der «Back to Africa»-Bewegung, welche die Rückkehr der Nachfahren der Sklaven nach Afrika propagierte, entwickelte sich der Rastafari-Glaube. Dieser sieht die vertriebenen Schwarzen als einen der alttestamentarischen Stämme Israels, die in das gelobte Land Äthiopien zurückkehren sollten. Der im Jahr 1930 gekrönte äthiopische Kaiser Haile Selassie I. (1892–1975) wird von den Rastafaris daher als heilbringender König der Afrikaner und als wiedergekehrter Messias angesehen (was dieser allerdings immer abgelehnt hat). Da Selassie als der biblische «Löwe von Juda» betitelt wurde, entwickelten sich die Rastalocken, um sich ein löwenähnliches Aussehen zu verleihen. Zudem berufen sich die Rastafaris auf das Alte Testament, welches in ihrer Auslegung den Rastalook vorschreibe, und verfechten einen natürlichen Lebensstil mit ungeschnittenen Haaren und einer naturverbundenen, vegetarischen Diät. Da die Rastafari-Religion in den sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten entstand, wurde die Haarpracht auch zu einem Symbol des Widerstands gegen die weisse Obrigkeit (zu dieser Zeit gehörte Jamaika noch zu England). Ein wichtiger Bestandteil der neuen Religion ist das Rauchen von Ganja (Cannabis), das beim Meditieren und der Entdeckung der eigenen Göttlichkeit helfen soll – Rastafaris ist es in Jamaika deshalb erlaubt, Marihuana anzubauen. In den 60er Jahren konvertierte Bob Marley vom Katholiken zum Rastafari, was sich in den oft religiösen Texten seiner Lieder zeigt.

Unser Tipp: Ein Besuch in Bob Marleys Haus in Kingston mit dem ehemaligen Tonstudio und vielen Erinnerungsstücken ist nicht nur für Reggae-Fans ein Muss.

«Die Rumdestillerie Hampden Estate ist die schönste ihrer Art in der Karibik, yamaan!», so Stephen. «Und der Kaffee von den Blue Mountains ist der beste des Universums. Yamaan!» Wir pflichten ihm bei: Die Rumbrennerei hat einen herrlichen Vintage-Charme (unbedingt besuchen) und der Kaffee (übrigens einer der teuersten der Welt) schmeckt wunderbar mild. Stephan schwärmt auch von der Flosstour auf dem Martha Brae River, dem Barbecue im Piggy’s Jerk Centre in Port Antonio und der Wanderung im Rio Grande Valley.

Rumflaschen aus Jamaika.

Foto: TravelMagazin

Aber die weltberühmte Blaue Lagune, der grösste Hype der Insel (Stephen: «Der Anblick verschlägt dir die Sprache») ist eine Enttäuschung. Die Minibucht, in der die Liebesschnulze «Die blaue Lagune» mit Brook Shields (1980) gedreht wurde und die wegen ihrer grossen Tiefe unglaublich blau schimmern soll, ist in Wirklichkeit eine braune Plörre voller Touristenboote auf der Suche nach dem perfekten Instagram-Shot. Den finden wir ein paar Strassenkurven weiter am Winnifred Beach, dem letzten öffentlichen Strand der Region und unserem schönsten authentischen Jamaika-Erlebnis. Es ist Sonntag und der kleine Sandstrand quillt über mit Jamaikanern, die sich die teuren Privatstrände nicht leisten können. In umfunktionierten Ölfässern brutzelt Jerk Chicken und in Doreens Strandbar, die aussieht wie die zusammengezimmerte Hütte von Robinson Crusoe, essen wir den besten gesottenen Fisch unserer gesamten Reise.

Frischer Fisch aus Jamaika.

Foto: TravelMagazin

Auf dem Parkplatz stehen Pick-ups mit riesigen Lautsprecherboxen, aus denen so laut Reggaeton dröhnt, als wäre man an der Street Parade. Dazwischen spielen die jungen Männer Fussball und die Frauen tanzen so aufreizend, dass mancher den Ball verpasst. Stephen nimmt mich zur Seite: «Christian, schau dich um: Auf Jamaika gibt es sogar die schönsten Frauen der Welt! Yamaan!» Ich schweige und frage mich, was wohl der Womanizer James Bond dazu sagen würde.

Travel Basics

Hinkommen Edelweiss Air fliegt von Zürich mit Zwischenstopp auf der Dominikanischen Republik nach Montego Bay. flyedelweiss.com

Cannabis Ein Wort zum Schmuggeln von Cannabis: Die Kontrollen des Handgepäcks auf Jamaika nach Ganja sind nicht sehr intensiv, aber beim Umsteigen in Punta Cana warten die Drogenspürhunde!

Reinkommen Für die Einreise genügt der Reisepass.

Rumkommen Wer die Insel erkunden möchte, sollte sich ein Auto mieten.

Geld Die Landeswährung ist der Jamaikanische Dollar. Bargeld gibt es mit der EC-Karte am Geldautomaten. Kreditkarten werden fast überall akzeptiert.

Informationen: visitjamaica.com

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