Zehn Stunden Flug, knapp zwei für Einreiseformalitäten, eine Stunde auf der Fähre, die so sehr auf den Wellen tanzt, dass sich mein Magen verkrampft und schliesslich 45 Minuten mit dem Velo durch die Tropenhitze: Das Paradies muss man sich verdienen. Aber die Strapazen lohnen sich. Denn nun stehe ich auf der Insel La Digue an einem der schönsten Strände, an dem ich je meine Füsse in den Sand gesteckt habe. Das Meer schillert wie Van Goghs Farbpalette und Kokospalmen beugen sich zum Meer, als wollten sie sich ins Wasser stürzen. Und dann sind da noch die rundgewaschenen Granitfelsen, die den Seychellen ihr unverwechselbares Aussehen verleihen.
Die Traumstrände sind derzeit fast leer
Das Beste: Ich habe den Beach-Traum für mich alleine. Die Seychellen haben zwar ihre Grenzen für ausgewählte Nationen geöffnet, die Zahl der Touristen ist dennoch verschwindend gering. Wie viele Destinationen, die man während der Corona-Krise besuchen kann, erlebt man derzeit auch die Seychellen so unberührt wie schon lange nicht mehr.
Nur Jimmy der Kokosnussverkäufer ist da und wartet auf ein paar Besucher. «Willst du eine Kokosnuss», fragt er. «Das macht 150 Rupien», sieben Franken. «Das Paradies ist teuer», grinse ich. Das ist im Verhältnis etwas viel – für die Hälfte gibts beim Takeaway schon einen ganzen Zmittag. «Aber ich habe die schönste Bar der Welt». Was Jimmys als «Bar» bezeichnet, sind eine Kiste mit Kokosnüssen und ein Brett unter einem Baum. Ich hätte ihm auch ein Vielfaches gegeben, denn der Moment ist unbezahlbar: Mit der Kokosnuss auf meinen Knien und der Salzluft in der Nase fühle ich mich seit Monaten mal wieder unbeschwert.
Foto: TravelBistro