Die perfekte Reise durch Laos
Singende Mönche, knubbelige Berge und die besten Croissants Südostasiens: Christian hat sein Herz an Laos verloren. Hier verrät er, was man dort erlebt haben sollte.
Singende Mönche, knubbelige Berge und die besten Croissants Südostasiens: Christian hat sein Herz an Laos verloren. Hier verrät er, was man dort erlebt haben sollte.
Südostasien zählt zu den beliebtesten Reiseregionen der Welt. Nicht nur die Europäer haben den Landstrich seit vielen Jahrzehnten auf ihrer Agenda, auch die Chinesen und die Inder haben das einstige «Indochina» seit einigen Jahren für sich entdeckt – es kann also zuweilen etwas voll werden in Thailand, Kambodscha und Co. Aber da der Tourist ein Herdentier ist, konzentrieren sich die Massen auf die immer gleichen Spots. In Thailand sind das beispielsweise die Insel Phuket oder die Stadt Chiang Mai, in Kambodscha die Tempelanlage von Angkor Wat. Sprich: Auch in den beliebtesten Destinationen der Region gibt es noch viele ungestörte Orte zu entdecken. Ein Land, das gänzlich abseits der breiten Touristenströme liegt, ist dagegen Laos. Das mag daran liegen, dass Thailands nördlicher Nachbar in seiner Entwicklung ein paar Jahrzehnte hinterherhinkt. Auch wenn die Chinesen gerade ein Stück Autobahn und eine Schnellzugstrecke gebaut haben (das übrigens nicht aus Freundschaft, sondern um ihre Waren schneller nach Thailand und Singapur zu transportieren), holt man sich auf den restlichen Schlaglochpisten einen Bandscheibenvorfall, kann lediglich aus wenigen hochklassigen Hotels auswählen und findet nur an einer Handvoll Spots eine ausgebaute touristische Infrastruktur vor. Kurzum: Unterwegssein in Laos hat noch das Flair von anno dazumal. Wir lieben es!
Wir stellen hier eine ideale Reiseroute durchs Land der Millionen Elefanten – wie Laos mystisch genannt wird – vor, für die man etwa zwei Wochen einplanen sollte.
Der Mekong ist die Lebensader des Landes: Wasserquelle, Fischlieferant und Transportweg. Auch wenn der Fluss zunehmend an Bedeutung einbüsst, ist der Mekong, der aus China kommt und in Vietnam ins Meer mündet, insbesondere noch in der spirituellen Gedankenwelt der Laoten lebendig: Immerhin hausen in der Tiefe des Mekongs mystische Fabelwesen – daran lassen die Menschen hier keine Zweifel. Eine Annäherung an Laos auf dem Fluss ist nicht nur eine willkommene Entschleunigung, sondern vermittelt auch eine Ahnung von der Wesenhaftigkeit des Landes. Los geht es klassischerweise in Huay Xai, einem Grenzdörfchen zu Thailand (die Anreise erfolgt meist über Chiang Rai). Hier hat man nun die Wahl zwischen drei Bootsvarianten: den Backpackerbooten mit wenig Komfort, den Deluxe-Holzschiffen mit eigener Kabine und dem «Mittelding», für das wir uns entschieden haben: ein klassisches Langboot mit gemütlichen Sitzecken, leckerem Zmittag und einem Guide, der Fakten und Anekdoten zu dem verrät, was da in Zeitlupe an einem vorbeizieht: Wasserbüffel, die ein Bad nehmen, Kinder, die im Mekong planschen, Fischer mit ihren Wurfnetzen und Dörfer verschiedener Ethnien, in denen die Menschen trotz Smartphone und Satellitenfernsehen noch in traditioneller Weise leben.
Übernachten: Die Fahrt nach Luang Prabang dauert zwei Tage. Übernachtet wird im schmucklosen Ort Pak Beng. Wer kein Package bei einem Schweizer Reiseveranstalter oder bei dem Tour Operator, der die Bootsfahrt organisiert, gebucht hat, muss sich selbst um sein Bett kümmern. Da empfiehlt es sich, im Voraus zu reservieren!
Kurz bevor das Schiff Luang Prabang erreicht, lohnt sich ein Stopp bei den Pak-Ou-Höhlen: zwei heiligen Höhlen, die mit Hunderten Buddha-Statuen vollgestopft sind. Das ist sehr mystisch. Anstatt weiter nach Luan Prabang zu schippern, nehmen wir ab Pak Ou ein Auto und machen uns auf zum Dörfchen Nong Khiaw im Norden: 130 Kilometer, für die wir schlussendlich drei Stunden brauchen. Die Nationalstrasse, eine der wichtigsten Verbindungen im Land, ist in jämmerlichem Zustand – dementsprechend abenteuerlich ist der kleine Roadtrip. Der gemächliche Charme des Städtchens Nong Khiaw ist das Durchrütteln allemal wert. Wir schlafen in einem Strohhüttchen am Fluss Nam, trinken Bier mit den Einheimischen in einer der wenigen Bars in der staubigen Hauptstrasse, besuchen eine laotische Dampfsauna (bei tropischen Temperaturen verblüffender Weise eine Wohltat!) und lassen uns morgens von den sozialistischen Durchhalteparolen wecken, die bei Sonnenaufgang aus alten Lautsprechern scheppern. Egal: Früh aufstehen ist hier sowieso quasi ein Muss! Denn die kegelförmigen Berge sind ein herrliches Wander- und Trekkingrevier (unbedingt zum Sonnenuntergang zu einem der Aussichtspunkte hiken).
Mein Tipp: Noch beschaulicher ist der kleine Ort Muang Ngoy, den man nur mit dem Boot erreicht. In einem der Gasthäuser und den kleinen Restaurants kann man herrlich entspannen. Die Abgeschiedenheit des Ortes hat die Kraft, einen länger hierzubehalten, als man eigentlich geplant hat!
Eine humorvolle Vorbereitung auf eine Reise nach Laos bieten die Kriminalromane von Colin Cotterill und seinem Inspektor Dr. Siri. Mit einem Augenzwinkern beschreibt Cotterill, der lange in Laos lebte, die sozialistische Bürokratie und Denkweise, gepaart mit dem überlieferten Geisterglauben der Laoten.
Holprig geht es zurück Richtung Süden nach Luang Prabang – dem schönsten Ort Südostasiens. Die historische Stadt auf einer Landzunge wurde wegen ihres Stadtbilds und den vielen historischen Tempeln (es sollen in der Altstadt 33 Klöster sein) zum Unesco-Welterbe erklärt. Und da Laos einst unter französischen Schutz stand, vermischt sich hier typisch laotische Architektur mit europäischem Kolonialstil – und die asiatische Küche mit französischen Einflüssen. Im «Le Banneton Café» gibts nicht nur herrliche Croissants und Baguettes, sondern auch französischen Camembert und Rillettes! Zugegeben: Die asiatische Küche ist ein Traum. Aber nach Wochen Reis und Curry freuen sich die Geschmacksknospen auch mal wieder über «saveurs françaises». Tipp: Herrlich laotisch kann man auf dem Nachtmarkt essen. Die Sehenswürdigkeiten Luang Prabangs, die wichtigsten Tempel und das Nationalmuseum im ehemaligen Königspalast, hätte man in zwei Tagen gesehen, aber es lohnt sich, länger zu bleiben. Fünf Tage sollten es schon sein. Warum? Weil das schöne Setting und die Gemächlichkeit des Lebens heilsam sind für die von Hektik geplagte Psyche. Wenn mehrere Dutzend Mönche bei Sonnenaufgang schweigend für ihren Almosengang durch die Strassen ziehen (ein wahres Highlight jeder Asienreise) und sich dann beim Dunkelwerden in den Meditationshallen zusammenfinden und ihre Mantras über der Stadt schweben, dann fällt jeglicher Alltagsstress von einem ab. Und wenn es dann doch weitergeht, fragt man sich: Würde ich vielleicht nicht lieber einige Zeit hier im Kloster leben?
Mein Tipp: In Luang Prabang gibt es viele Unterkunftsmöglichkeiten, darunter einige sehr schöne Boutique-Hotels. Wer es historisch mag, dem sei das Victoria Xiengthong Palace in einem ehemaligen Palast empfohlen.
Laos ist seit Kurzem stolzer Besitzer eines Schnellzugs, der von Luang Prabang über Vang Vieng zur Hauptstadt Vientiane führt – gebaut von den Chinesen für den Transport ihrer Waren als Teil der neuen Seidenstrasse. Die reichen Laoten freuts (die Billetts sind für lokale Verhältnisse natürlich teuer): Nun sind es bis in die Hauptstadt nur noch etwa vier Stunden, anstatt den üblichen zwölf auf der Schlaglochstrasse. Die Fahrt ist ein Erlebnis. Los geht es in einem überdimensionalen Bahnhof, der an einen chinesischen Tempel erinnert und auf dem gross prangt, dass die Eisenbahn vom grossen chinesischen Bruder erbaut wurde – damit es ja niemand vergisst. Die Aufregung vieler Passagiere, mit diesem Novum unterwegs zu sein, ist förmlich mit den Händen zu greifen. Cool!
Wer will, kann einen Zwischenstopp in Vang Vieng einlegen. Allerdings habe ich ein gespaltenes Verhältnis zur «Abenteuerhauptstadt» des Landes. Die Berglandschaft ist herrlich, aber es zieht vor allem junge Backpack-Touristen an, die das typische Flair von Party, Alkohol und Achtlosigkeit verbreiten.
Interessanter ist die Hauptstadt Vientiane, in der man sich wie in einer Kleinstadt fühlt und in deren Zentrum man schön schlendern kann. Man sollte es nicht verpassen, sich bei einem der vielen Wahrsager die Zukunft prophezeien zu lassen! Ich werde unermesslich reich werden, meinte die Kartenlegerin. Ein herrlicher Spass.
Hinkommen Wer, wie beschrieben, mit dem Schiff reisen möchte, sollte über Bangkok nach Chiang Mai fliegen. Von dort ist es leicht, einen Transport zur Grenze zu organisieren.
Reinkommen An der Grenze zu Laos muss man ein Visum beantragen, das mit dem Ausfüllen eines Formulars und der Bezahlung einer Gebühr problemlos funktioniert. Unbedingt zwei Passbilder mitnehmen!
Buchen Verschiedene Rundreisen durch Laos, die auch individuell zusammengestellt werden können, bietet der Schweizer Asienspezialist asia365 an. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass alle Transporte und Übernachtungen im Voraus organisiert sind, man wird auch von einem lokalen Guide begleitet, der einen tieferen Einblick in Land und Leute vermitteln kann. asia365.ch