Ferden: Osterspende ohne Spuk
Ferden ist das Tor des Lötschentals im Wallis. Dort, versteckt auf knapp 1400 Metern über Meer, hat ein ganz besonderer Osterbrauch überlebt: Am Ostermontag erhalten nicht nur die Dorfbewohner, sondern alle Bewohner des Tals eine Portion Ziger, Brot und Wein. Das mag vielleicht nach christlicher Nächstenliebe klingen – ist es aber nicht. Die Tradition, die bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht, gründet auf dem Aberglauben früherer Bergbauern. Auf den Alpen Faldum, Resti und Kummen soll ein spukender Senn die Kühe aus den Ställen getrieben haben. Um dem Schadenspuk ein Ende zu bereiten, verpflichteten sich die Alpbesitzer, die Milch zweier Tage zu Käse für die Bevölkerung zu verarbeiten – die Milch der fetten Sommertage, dem 23. und 24. Juli, wird noch heute zu Spende-Ziger verarbeitet. Zur Reifung wird der junge Käse in Fässer aus Tannenrinde, sogenannte «Rümpfe», gefüllt und im Gemeindehaus gelagert. Nachdem die Bewohner des Lötschentals ihre Portion Ziger erhalten haben, bedanken sie sich mit den Worten: «Vergelte es Gott tausendmal, und gebe Euch Gott den ewigen Lohn».