Hoteltest: Das Grand Resort Bad Ragaz

Alle guten Dinge sind drei – so heisst es nicht nur im Märchen, sondern auch in Bad Ragaz. Denn in diesem Jahr konnte das Grand Resort zum dritten Mal den begehrten Titel «Hotel des Jahres» von GaultMillau einheimsen. Übrigens einer von vielen Titeln, mit dem man sich hier in der Ostschweiz schmückt: Das Grand Resort steht in internationalen Rankings oft auf dem Treppchen. Das gilt insbesondere für die Qualität der Wellness- und Healthangebote, mit dem Ritterschlag von GaultMillau gilt das nun auch fürs Geniessen. Bei so vielen Vorschusslorbeeren wird es Zeit, sich mal durch die Restaurants zu schlemmen und durch die Saunen zu schwitzen. 

9/10 Die TravelBistro Bewertung

Das Grand Resort Bad Ragaz zählt zu den besten Hotels der Schweiz mit dem umfangreichsten Wellness- und Health-Angebot des Landes. Ganz zu schweigen von den insgesamt 5 Michelin-Sternen – alleine für die Kulinarik lohnt ein Besuch. Das Design der Zimmer wirkt etwas zu «altbacken» – aber das ist persönlicher Geschmack. Anders als die Preise. Die sind schweizerisch hoch. Die Junior Suite Deluxe, die wir testen durften, startet bei 990 Franken pro Zimmer und Nacht. So viel Geld muss man erstmal auf der hohen Kante haben. 

Wir kommen auf eine Bewertung von 8.6 von 10.

9/10 Lage

Foto: Grand Resort

Bad Ragaz liegt an der Kreuzung des Rhein- und des Seeztals, ist somit schnell aus der Region Zürich und der Ostschweiz zu erreichen. In unmittelbarer Umgebung locken der Pizol, das Heidiland, Liechtenstein und die Bündner Herrschaft für Ausflüge. Auch die Bergregionen Davos, Arosa oder St. Moritz sind von Bad Ragaz in vernünftiger Zeit zu erreichen, so dass sich auch ein Tagesausflug in die Berge realisieren lässt.

 7/10 Ambiente

Foto: Grand Resort

Fakten, Fakten, Fakten – das war gestern. Schlussendlich gehts ums Gefühl. Auch bei der Wahl eines Hotels. Und das Gefühlsleben schlägt schon im Foyer des Grand Hotels Quellenhof Purzelbäume. Kronleuchter, goldenen Deckenelementen und eine opulente Weihnachtsdeko (wir waren im Dezember 2020 vor Ort) lassen eher an russischen Pomp, als an Schweizer Sachlichkeit denken. So trügerisch ist das Gefühl nicht: Der Quellenhof-Erbauer, der Glarner Architekt Bernhard Simon, häufte als Bauherr in St. Petersburg ein Vermögen an. Mit diesen Eindrücken gestaltete er 1868 den Quellenhof. 

Man mag sich hier wie Cinderella fühlen (wie uns bestätigt wurde), allerdings ist die gediegene, elegante Ausstrahlung des Quellenhofs nicht jedermanns Sache – eine entsprechende Garderobe sollte man einpacken, sonst fühlt man sich wie eine Ente unter Schwänen.

8/10 Zimmer

Foto: Grand Resort

Das Grand Resort besteht nicht nur aus einem Hotel, sondern aus derer vier: das historische Palais Bad Ragaz, das gemütliche Grand Hotel Hof Ragaz, die durchgestylten (und jüngsten) Spa Suites und das Prestigeobjekt Grand Hotel Quellenhof. 

Wir nächtigen in einer Junior Suite Deluxe im Quellenhof, die es auf 50 Quadratmeter bringt. Die Junior Suite Deluxe bietet alle Annehmlichkeiten und edle Materialien, die man von einem Schweizer Grand Hotel dieser Preisklasse erwarten kann. Allerdings hat mich das Design nicht überzeugt. Was bitte soll die Glitzerkunst an Fäden, die aussieht wie aus den 70er Jahren? Nach der grossen Renovierung vor einem Jahr ist ein Design-Spagat zwischen russischem Zarenhof und Omas Stube herausgekommen. 

10/10 Essen und Trinken

Foto: Grand Resort

Die Zahlen sagen alles: 5 Michelin-Sterne und 76 Gault-Millau-Punkte. Kein Schweizer Hotel kocht auf einem solchen Niveau – das muss man neidlos anerkennen. Insgesamt gibt es sieben Restaurants, Wein-, Kaffee-, Tee- und sogar zwei Wassersommeliers (Echt jetz?). Kurzum: Alleine fürs Essen lohnt sich eine Reise in die Ostschweiz. Das Herzstück der Kulinarikwelt sind die beiden 2-Sternerestaurants Memories von Chef Sven Wassmer und ein Ableger von Andreas Caminadas Restaurant Igniv. In der Bad Ragazer Küche des Igniv steht Silvio Germann (30), der in kürzer Zeit 2 Michelin Sterne gesammelt hat. Bei unserem zweitägigen Besuch konnten wir das asiatische Restaurant Namun und das Igniv testen.

Die Idee hinter dem Igniv (Rätoromanisch für Nest) ist ein Sharing_Menu. Alles, was auf dem Tisch kommt, teilt man. Das führt oft zu amüsanten Momenten: Nicht immer ist es einfach, die kunstvollen Kreationen stilecht zu teilen. An der Qualität und der Raffinesse des 20-gängigen (!) Degustationsmenüs gibt es freilich nichts zu mäkeln. Mein Favorit? Die sechs Dessert-Gänge und der Candy Store, an dem man sich einen Goodiebag für unterwegs mitnehmen kann.

9/10 Wellness

Foto: Grand Resort

Seit 670 Jahren pilgern Menschen zur Taminaschlucht und baden sich im 36,5 Grad warmen Thermalwasser gesund. Der Quellenhof von 1868, der als Luxus-Kurhaus konzipiert wurde, ist gewissermassen der Höhepunkt dieser Badetradition. Heute fokussiert man allerdings nicht nur auf die Heilkraft des Wassers, sondern auf diverse medizinische Anwendungen, Wellness und Beauty. Besucher können im hoteleigenen Spa (6000 Quadratmeter) und kostenlos in der Termina Therme «bädelen».

Ich habe schon in einigen Thermalbäder gewellnesst, das Helenabad im Quellenhof mit seinem historischen Look ist aber eines der schönsten. Ausserdem gönne ich mir die Tamina-Flow Massage. 75 Minuten lang knetet mich Chef-Masseurin Nicole Benak (40) durch, sodass ich mich erfrischt und entspannt fühle. Das hat ein Top-Niveau – aber seinen Preis. Für die Massage muss man 240 Franken hinblättern.

9/10 Preis-Leistung

Gerade in der Schweiz ist Luxus nicht günstig. Das Grand Resort Bad Ragaz bietet einen Service auf Weltniveau – dafür muss man aber auch das genügende Kleingeld haben. Die Zimmerpreise starten bei 890 Franken pro Zimmer, was in der Hauptsaison weiter nach ober klettert. Dazu kommen die Abendessen in den Sternerestaurants und Wellnessbehandlungen. Das summiert sich für zwei Personen schnell auf 1500 Franken pro Tag. Aber wie gesagt: Das Niveau ist exzellent.

Foto: Grand Resort