Exklusiv – Neue Erkenntnisse zu Wilhelm Tell aufgetaucht

Unser geschichtsverliebter Redaktor Christian wollte es genau wissen: Ist der Schweizer Nationalheld eine Erfindung? Er hat unbekannte Dokumente ausgegraben. Historiker überziehen seine Erkenntnisse allerdings mit Spott.

Exklusiv – Neue Erkenntnisse zu Wilhelm Tell aufgetaucht

Die wahre Geschichte des Wilhelm Tells
Eine kurze (nicht ganz so seriöse) Aufklärung zur Geschichte des Schweizer Nationalheldes.

 

Nicht nur der deutsche Komiker Heinz Erhard, der in unserm humorvollen Audioclip vorkommt, hat sich von Wilhelm Tell inspirieren lassen, Künstler aller Genres haben den Schweizer Nationalhelden verewigt. In Bildern und Statuen trägt Tell die Botschaft seines Freiheitskampfes in die Welt, er wird in Opern besungen und in Schauspielen auf die Bühne gebracht.

Der weltweite Erfolg hat seinen Grund: Die Geschichte Tells ist ein Blockbuster

Der Wunsch, die Freiheit von den menschenverachtenden Unterdrückern zu erkämpfen, der Zwang mit einer Armbrust auf seinen eigenen Sohn zu schiessen und anschliessend der Mut zum Tyrannenmord – der Plot-Schreiber der Tell-Geschichte verstand sein Handwerk.

Denn Wilhelm Tell ist eine reine literarische Erfindung. Die Geschichtsforschung konnte beweisen, dass es eine Familie Tell und einen Landvogt Gessler in der Region um das Jahr 1300 nicht gegeben hat.

Insider-Tipp

Tell Museum, Bürglen

Im angeblichen Wohnhaus Wilhelm Tells in Bürglen (bei Altdorf) befindet sich das Tell Museum. Dieses geht hauptsächlich der Frage nach, wie die Schweizer Befreiungstradition mit ihrer Legende um Wilhelm Tell in den letzten Jahrhunderten instrumentalisiert und für verschiedenste politische Intentionen benutzt wurde.

Unser Tipp: Auf den Spuren Tells wandeln kann man in Altdorf, wo der Apfelschuss stattgefunden haben soll (Telldenkmal), an der Tellsplatte bei Sisikon (Tellkapelle) und natürlich bei der Hohlen Gasse in Küsnacht am Rigi.

Im August von Dienstag bis Sonntag geöffnet von 10 bis 17 Uhr. Preis: Erwachsene 8 Franken, Kinder 2.50 Franken. tellmuseum.ch

Die Erfindung der Sage

Die Sage von Wilhelm Tell wurde im 15. Jahrhundert erfunden (ebenso wie der Rütlischwur), um den Sonderstatus der Alten Eidgenossenschaft im Römischen Reich Deutscher Nation eine geschichtliche Begründung zu geben.

Die Kantone der Alten Eidgenossenschaft unterstanden direkt dem deutschen Kaiser – und nicht einer lokalen Ordnungsmacht. Zudem eroberten die Eidgenossen Gebiete (beispielsweise der Aargau und den Thurgau), die den Habsburger unterstanden – ein heikles Unterfangen, das im Reich als Anarchie angesehen wurde. Für dieses Handeln brauchte es also eine Begründung: Wilhelm Tells Kampf gegen die Unterdrücker. 

Wenn es eben schon einen Helden gab, der die Freiheit erkämpft hatte – wie konnte man da später das uralte Recht anzweifeln? Das erste Mal taucht Tell im weissen Buch von Sarnen aus dem Jahr 1470 auf, eine Sammlung wichtiger Dokumente der Zeit. Und sehr wahrscheinlich wurde die Geschichte an einem Zentralschweizer Schreibtisch zusammengeschustert.

Tell war eigentlich Toko

Die Episode vom Apfelschuss und anschliessendem Tyrannenmord findet man bis in die kleinsten Details schon in einem Buch über die Geschichte der Dänen aus dem Jahr 1200. Dort heisst der Held allerdings Toko und nicht Tell. Tells Heldentat ist schlichtweg eine Kopie – allerdings eine, die einen unglaublichen Welterfolg hinlegte. Weltweit haben sich Freiheitskämpfer und Freiheitsbewegungen in ihrem Kampf nach Unabhängigkeit auf Wilhelm Tell berufen.

Die Sage um Wilhelm Tell hat nicht nur der Schweiz bei der Suche nach ihrer Identität geholfen, sie hat auch «Swissness» in die Welt getragen.

 

 

 

 

 

 

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