Kulinarik-Tipps aus Island

Die Spannweite kulinarischer Erlebnisse auf einer Islandreise ist gross. Kranavatn (Trinkwasser) schmeckt schon aus der Leitung gut und zu Bier gebraut noch besser. Lamm, Hummer und Kabeljau sind beliebt, der Gammelhai hingegen gefürchtet. Wir haben eine Auswahl zusammengestellt.

Kulinarik-Tipps aus Island

Meersalz aus den Westfjorden

In den wilden und spärlich besiedelten Westfjorden im Nordwesten des Landes gibt es gleich zwei Salzmanufakturen, die mit Hilfe der Geothermie Meersalz aus arktischem Meerwasser gewinnen. Bei Nordur in Reykholt am Breiðafjörður pumpt man dazu 115 Grad heisses Wasser in die Siedepfannen, in denen durch Verdunstung Meersalzflocken mit einem hohen Gehalt an Mineralien und Spurenelementen entstehen. Im hintersten Winkel der Westfjorde in Ísafjörður liegt die Manufaktur Saltverk. Schon im 18. Jahrhundert wurde hier auf Geheiss des dänischen Königs Salz mithilfe der heissen Quellen gewonnen. Bei Salzverk gibt es täglich Touren, auch ohne Reservierung. Nur hinkommen muss man. Das ist mit dem Auto oft erst ab Mitte Mai möglich. Vielen Touristen liegen die Westfjorde zu weit abseits der Ringroad. Wer diesen Abstecher zeitlich nicht schafft, bekommt Meersalz von Nordur und Saltverk auch in einer sogenannten Krambúðin oder der isländischen Supermarktkette mit dem rosa Sparschwein namens Bonus.

Salzverk, Salzmanufaktur in Island.

Foto: Georg Berg

Craftbeer-Szene in Island

Auf keinen Fall links liegen lassen sollte man bei einem Roadtrip durch Island die einheimische Bierkultur. Island ist kein günstiges Reiseland und ein Produkt, an dem sich das besonders gut zeigt, ist Alkohol. Ob Leichtbier oder Hochprozentiges, Alkohol wird hoch besteuert und die Flasche Wein oder das Sixpack Bier gibt es nur im staatlichen Vínbúðin. Als Überbleibsel der Prohibition war Bier mit mehr als 2,25 Prozent Alkohol lange verboten. Es sollte, so der Plan der Regierung, schwierig bleiben, an grössere Mengen Alkohol zu kommen. Doch mit dem wachsenden Tourismus stieg auch die Nachfrage nach Bier. Nach 75 Jahren Bierverbot und mehreren Anläufen im Parlament brachte eine Abstimmung am 1. März 1989 die Legalisierung von Bier. Es ist seitdem das beliebteste alkoholische Getränk der Isländer. Heute gibt es Kleinbrauereien im ganzen Land. Sie haben sich zu den Independent Craft Brewers of Iceland (ICBI) zusammengeschlossen. Auf einer Rundreise entlang der Ringroad sollte man nach diesen Mikrobrauereien Ausschau halten. Eines ist sicher: Jedes dieser Biere wurde mit bestem isländischem Wasser gebraut.

Mein Tipp: Segull 67 im nordisländischen Siglufjörður. Die Familienbrauerei von Quereinsteiger Marteinn Haraldsson bietet Bierverkostungen in einer umgebauten Fischereifabrik an.

Familienbrauerei Segull 67 in Island.

Foto: Georg Berg

Insider-Tipp – Wasabi essen in Reykjavik

Sushi Social – Restaurant, Bar und Take-away

Japanisch-südamerikanische Fusion-Küche mit lokalen Produkten, darunter auch Nordic Wasabi. sushisocial.is

Restaurant Óx

1 Michelin-Stern, 17 Sitzplätze, nur mit Reservierung. Koch Rúnar Pierre Heriveaux, regionale Zutaten, Fisch, Meeresfrüchte und Wasabi. ox.restaurant/ox

Restaurant Dill

1 Michelin-Stern, erstes Sternerestaurant in Island. Chefkoch Gunnar Karl Gíslason, nordische Küche, auch mit Wasabi. dillrestaurant.is

Hákarl – Haifisch für Hartgesottene

Die isländische Küche ist weltweit für zwei sehr gegensätzliche Dinge bekannt. Zum einen für die innovative nordische Küche. Sie steht für frische, lokale Zutaten und das Experimentieren mit fermentierten Produkten. Auf der anderen Seite gibt es sehr traditionelle Spezialitäten. Neben Trockenfisch und Schafskopf ist das vor allen Dingen Hákarl, ein streng riechender Snack aus dem Fleisch des Grönlandhais. Erst 2016 fand man heraus, dass der Eishai bis zu 400 Jahre alt werden kann. Grönlandhaie sind perfekt ans Leben in der arktischen Tiefsee angepasst. Früher wurde aus ihrer riesigen Leber Lampenöl gewonnen. Heute ist der Grönlandhai nur noch Beifang. Die gefangenen Haie werden an die wenigen Verarbeitungsbetriebe für Hákarl geliefert oder landen in Forschungsstationen. Seit man weiss, dass der Grönlandhai der «Methusalem der Weltmeere» ist, ist das wissenschaftliche Interesse an ihm erwacht. Hákarl zu probieren, ist eine beliebte Mutprobe unter Touristen geworden. Am besten geht dies bei Guðjón Hildibrandsson. Seit 1608 fängt und verarbeitet seine Familie Grönlandhai. Bjarnarhöfn ist ein abgelegener Hof auf der Halbinsel Snæfellsness im Westen der Insel. Bis Reykjavík sind es 170 Kilometer, bis zur nächsten Stadt 25. Hier kann man das grausam stinkende Haifleisch im Trocknungshaus besichtigen und etwas über die Tradition des Haifischfangs erfahren. Diese Kombination gibt es nur auf Bjarnarhöfn. Es empfiehlt sich daher, den Schildern entlang der einsamen Strasse zu folgen und an einer Führung teilzunehmen. Für isländische Verhältnisse ist das mit umgerechnet CHF 11.50 pro Person ein günstiger Ausflug. Auch ich habe mich der Herausforderung gestellt – benötigte allerdings zum Herunterspülen die Hilfe von Brennivín, einem Schnaps mit dem vertrauenswürdigen Kosenamen Schwarzer Tod.

Hákarl, Fleisch des Grönlandhais.

Foto: Georg Berg

Travel Basics

Mit der Fähre

Die Smyril Line fährt wöchentlich von Dänemark nach Island. Mit dem eigenen Auto an Bord der «MS Norröna» erreicht man nach 2,5 Tagen Seyðisfjørður im Osten von Island.

Mit dem Flugzeug

Von Zürich nach Reykjavík geht es mit einem Stopp zum Beispiel mit Icelandair oder SAS. Von Juni bis August fliegt Edelweiss einmal pro Woche nach Akureyri.

 Informationen: visiticeland.com

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